PATIENTEN-INFO Nr. 36 – Neuer Unispiegel Nr. 7

Aushungerung = Mord

Aus: SPK-Dokumentation II

Wir bezeichnen die Mörder:

Kultusminister, seine ausführenden Organe Rektor, Senat und Verwaltungsrat der Universität, Medizinische Fakultät und schweigende Mehrheit

Die Produktionsmittel befinden sich im Privatbesitz der Herrschenden, von denen sie mißbraucht werden = Verhinderung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit.

In Bezug auf das SPK: Legitimation ist Produktionsmittel für die Arbeit der selbstorganisierten Patienten, Legitimation heißt notwendigerweise Anerkennung der Institutionalisierung des SPK an der Uni Heidelberg.

Seit dem Ausschluß der Patienten aus der Psychiatrischen Poliklinik und dem darauffolgenden Kompromiß vom 28.2.1970 zwischen der Universität Heidelberg und dem SPK sind uns von Seiten der Herrschenden (Kultusminister, Rektorat, Medizinische Fakultät, Verwaltungsrat, Senat der Uni etc.) sämtliche Produktionsmittel vorenthalten worden.

Damit haben sich die ausführenden Organe des Kapitals – an der Spitze die Kultusbürokratie – schuldig gemacht. Sie sind verantwortlich für die Auswirkungen der mörderischen Verhältnisse, die sie selbst ständig schaffen. Liquidierungsversuche, Räumungsklage, ständige Aushungerungsversuche (keine Finanzen, keine Medikamente), Morddrohung, Pogromhetze in Presse, Funk und Fernsehen, Mord sind die Vernichtungsmaßnahmen gegen das SPK, um das Euthanasie-Programm des Kultusministers zu vollstrecken.

Die wenigen unzureichenden Produktionsmittel, die uns bisher für die Arbeit im SPK zur Verfügung standen (4 Räume für 450 Patienten, nur bis einschließlich November 70 finanzielle Mittel in Form einer ohnehin lächerlichen Monatspauschale) haben uns die Herrschenden nicht freiwillig überlassen, wir mußten sie uns holen (Hungerstreik, Rektoratsbesetzung).

Am 8.4.71 wurde eine SPK-Patientin von diesen mörderischen Verhältnissen umgebracht.

Wir nennen die Schuldigen:

Wir nehmen daher bei Kultusminister Hahn REGRESS für den verschuldeten Mord. Regreß bedeutet nicht, daß die Leiche (= tote quantifizierte Arbeitskraft) in Monatsrenten umgewandelt wird, gemessen an der noch möglich gewesenen Ausbeutbarkeit.

Regreß beinhaltet für uns die Herstellung der notwendigen Bedingungen für unsere Arbeit, nicht für eine "Wissenschaft" im Dienste des Kapitals, sondern für eine Wissenschaft für den Menschen. Das bedeutet Legitimation des SPK durch Institutionalisierung an der Uni Heidelberg. Das ist die Existenzbedingung für alle Patienten, also auch für die ermordete SPK-Patientin.

Deshalb sind wir verpflichtet, diese Regreßforderung zu verwirklichen.

5.5.1971

SOZIALISTISCHES PATIENTENKOLLEKTIV
an der Universität Heidelberg

PF/SPK(H), 10.06.2015