Dossier
Jan. '70
|
Die Patienten wehren sich: Untersuchung
der Zustände an der psychiatrischen Poliklinik durch das Patientenkollektiv
per Umfrage.
Rendtorff (s.u.) lehnt Gesprächsersuchen der Patienten kategorisch ab. |
... | |
26.-28.2.70
|
Dr. HUBER und das Patientenkollektiv
besetzen das Dienstzimmer des Verwaltungs-Direktors der Klinischen
Universitätsanstalten und treten in den Hungerstreik.
(Einzelheiten hierüber s. Trevor Blake (USA): SPK -Krankheit im Recht, insbes. S. 25-27). Resultat: Ein "Kompromiß". Er sollte die institutionellen Voraussetzungen für die Weiterarbeit des SPK(H) in den Räumen der Universität in der Rohrbacher Straße 12 garantieren und schloß regelmäßige finanzielle Unterstützung und freie Rezeptur ein. |
Durch die faktische Institutionalisierung als autonome Arbeitsgruppe in Universitätsräumen hatte das SOZIALISTISCHE PATIENTENKOLLEKTIV erreicht, daß die Gesamtuniversität in Gestalt des Rektors die Inkompetenz der Medizinischen Fakultät für die Krankenversorgung bestätigt hatte, ihrerseits ihren Versager-Status somit aller Welt hatte vor Augen führen müssen. Anfang Januar 1970 noch hatte Rektor Rolf RENDTORFF den Patienten gegenüber (s.o.: Meinungsumfrage, Feldforschung) sich hinter Ausreden verschanzt: er sei im Blick auf die drohende Katastrophe weder zuständig noch kompetent. | |
02.03.70
|
Einzug der Patienten in die unter Einsatz ihres Lebens (Hungerstreik, s.o.) erkämpften Räume der Universität in der Rohrbacherstraße 12. |
... | |
6.-10.7.70 | Besetzung des Rektorats der Universität durch das SPK(H). |
... | |
09.11.70
|
Da das Räumungsverfahren formal allein
gegen Dr. HUBER gerichtet war, verläßt Dr. HUBER mit Zustimmung
der Patienten die Räume des SPK.
4 vom SPK suchen am gleichen Tag um 17 Uhr Kultus-Minister HAHN in seiner Sprechstunde auf, um die Rücknahme des Erlasses vom 18.9.70 zu fordern. HAHN bezeichnet das SPK als "Wildwuchs, der nicht länger geduldet werden kann und schleunigst beseitigt werden muß". Am Abend desselben Tages sucht Rektor RENDTORFF
das SPK auf.
|
... | |
18.-20.6.71
|
Aktion des SPK auf einer Arbeitstagung
der Evangelischen Akademie in Arnoldshain: Die Tagungsteilnehmer verabschieden
eine Resolution für die Fortsetzung des SPK(H). Hunderte evangelische
Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, angereist aus Europa und dem sogenannten
Ostblock, haben zugunsten des SPK damals nicht nur gegen die iatro-kapitalistische
Ärzteklasse gestimmt und unterschrieben, sondern den Kollaborateuren
der patientenfeindlichen Ärzteklasse, den Herren Kultusminister Hahn
und Universitätsrektor RENDTORFF, beide evangelische Theologen und
somit ihre Glaubensbrüder, eine scharfe Absage erteilt.
Einige der Teilnehmer sind nach der Tagung sogar zum SPK übergetreten und dortgeblieben. Sektenmobilität, gibt es das? |
Aus: Festschrift: 25 Jahre SPK/PF(H) - 60 Jahre Huber - 10 Jahre KRANKHEIT IM RECHT (1995)
Schämen sollte sich wenigstens, wer
auf "sein" Weiter"leben" pocht und andere dafür aus- und abschlachten
läßt. Da wäre schon lange vorher und noch viel entschiedener
auf ganz was anderes zu pochen gewesen, nämlich auf eine Gesellschaft,
in der solche Fragen erst gar nicht auftauchen, in der solche "Grenzfälle",
solche Minderheitenprobleme erst gar nicht vorkommen. Wir unsererseits
wissen, wovon wir reden, denn mehr als einmal schon, da waren wir die "Grenzfälle",
da waren wir die "Minderwertigen". Wo waren da die Prediger, die sich für
uns eingesetzt haben? Sie waren in Heidelberg und Stuttgart. Sie hießen
Rektor und Theologe Rendtorff und Kultusminister und Theologe Hahn. Und
was haben die damals gepredigt? Weg mit dem Unkraut! Beseitigung mit allen
staatlichen Mitteln! - Na ja, inzwischen ist ja Kannibalismus und Leichenfledderei
(Organspende) ein unverzichtbares Werk der christlichen Nächstenliebe,
hat Pfarrer Brinkmann neulich im Fernsehen gepredigt. Und das war das einzige,
was er, laut Selbstbekunden (!) vergessen hatte, nämlich das Organspender-Formular
auf seinem Schreibtisch auszufüllen.
...
Aus: SPK/PF(H), Das Kommunistische Manifest
des Dritten Jahrtausends
ÄRZTEKLASSE
MUSS WEG! KLASSENLOSE GESELLSCHAFT DAS ZIEL!
HER
MIT DER PATIENTENKLASSE!
(1997)
Aus: PF/SPK/Huber:Über das Anfangen.
Zur Vorgeschichte des Sozialistischen
Patientenkollektiv und der Patientenfront.
Wie aus der Krankheit eine Waffe wurde.
Interview mit HUBER vom 6.11.1992.
(1993)