SPK/PF (Stw)
 
 

Jemand, erst kürzlich zur Patientenfront gekommen,
hat gerade die SPK-Dokumentationen II und III gelesen.
Hier seine Eindrücke (im Wortlaut):



Wenn das SPK angegriffen wurde, kam von den Patienten in den Patienteninfos sofort die entsprechende Antwort und mehr als das. Wie komplett das alles ist und wie umfassend! Ich habe mich nochmal gewundert, wie schnell das ging, von jetzt auf nachher sofort. Und oft gab es ja mehreres parallel, gleichzeitig mehrere Patienteninfos zu verschiedenen Sachen. Was für ein Schwung!
Es ist alles deutlich und offen. Wenn ich das lese, dann bin ich auf dem gleichen Wissensstand wie die damals im SPK, all das von damals kann ich heute mitkriegen durch die Dokumentationen. Da kann keiner sagen, er hätte von nichts gewußt. Die angewandte Theorie, an jeder Einzelheit durchgeführt, dazu viel Spezialwissen und jede Menge Alltagserfahrung mit drin. Schon damals Sachverdichtungen gegen die so normoisieüblichen, wie patientenfeindlichen Sprachverhunzungen eingesetzt, innovative Sprachaktivierungen eingeführt, unverpanschte (merke: alle sonstige Sprache ist bislang Jackersprache!), deren Zweck klar auf der Hand liegt, nämlich klar zu machen, worum es tatsächlich geht (heute!), wie z.B. der Feuermelderdonnerkeil Euthanazi. Da wissen alle, wenn sie nicht gemeinsam angreifen und sich nicht wehren, sofort, daß auch sie eher Gejagte, Beutetiere und Freiwild sind, denn „Jäger“ (Arzt), auf der Straße, nämlich auf der Tiergartenstraße , nicht nur in Berlin, T4 (zentrale Planungsstelle für den Patientenmord durch Euthanazi-Ärzte).
Es ist mir klar geworden, daß das SPK nicht ohne Voraussetzungen ging, da war vieles schon lange vorbereitet und in Aktion, bevor es dann als SPK öffentlich wurde. Die vom SPK waren gut vorbereitet und haben gleich gemerkt, woher der Wind weht. Genau gesagt, war es ja so, daß es das SPK war, das angegriffen hat. Die Gegenseite ist da überhaupt nicht mehr mitgekommen. Das sieht man schon an deren Presseverlautbarungen, da wimmelt es nur so von Fehlern, Druckfehlern, Sätze, die gar keinen Sinn geben, weil völlig aus dem Leim. Da wird deutlich, wie die unter Druck waren. Dagegen in den SPK-Flugblättern alles klar und richtig, einschließlich Schreibweise.
Wenn man die SPK-Dokus gelesen hat, kann einen so leicht nichts mehr erschüttern. Wenn ich das lese, will ich immer sofort loslegen und angreifen! So ging es mir auch mit „Anmerkungen zum Grundriß der Medizingeschichte“ in der Doku III. Der Titel klingt ja erstmal voll harmlos. Nicht alles habe ich auf Anhieb verstanden, aber aktiviert war ich auf jeden Fall. Mir ist ganz schwindlig geworden vor lauter Dialektik. Zum Schluß war mir klar: das ist ja von A bis Z Anleitung zum Frontmachen! Sehr deutlich: die Ärzte waren bei der Unterdrückung immer ganz vorn und das ist nicht vorbei, von wegen Geschichte, sondern heute noch genauso. Klar auch, bei Medizin und Militär dasselbe Totschlagsvokabular und nicht nur die Sprache haben die gemein. Und wer weiß denn, daß die Guillotine von dem gleichnamigen Arzt erfunden wurde! Und daß „Spinner“ früher diejenigen waren, die im Arbeitshaus am Spinnrad saßen, also Identität von Krankheit und Ausbeutung! Die Schlußfolgerung: Patientenkleinkrieg gegen die Ärzte, anfangen, weitermachen! Zum Beispiel das mit den „Nadelstichen“, da hatte ich den Eindruck, daß mir die tatsächlichen Inhalte der Broschüre „Kleinkrieg gegen Patienten“ schlagartig klargeworden sind (wenn ich mich nicht irre, hihihi).
Auch bei dem „Medizingeschichte“-Text, von Wolfgang Huber 1975 im Gefängnis geschrieben, geht es ums Praktische, ums Pathopraktische. Gerade an den Stellen, wo ich erst dachte, wieso zitiert der jetzt aus dem Buch von irgendeinem Blödmann, habe ich dann gemerkt, daß Wolfgang Huber diesen fremden Text sehr gezielt und sprachaktiv an einer ganz bestimmten Stelle eingesetzt hat, nämlich einzig zu dem Zweck, durch die Knastzensur hindurch und an ihr vorbei offen und in aller Dreistigkeit den anderen vom Kollektiv draußen nochmal zu sagen, was auch für sie, erst recht draußen, dran war bzw. dran gewesen wäre, längst schon.
Auch diese Seite SPK ist also dokumentiert. Das halte ich für wichtig, um das Schreckgespenst Knast krankheitskräftig krankzuschrumpfen, das leider allzulang genährt wurde von Hilflosigkeitsappellen gerade sogenannter politischer Gefangener, zu ihrem eigenen und anderer Schaden, während der Hauptverantwortliche fürs Quälen und Totmachen verdeckt im Hintergrund bleiben konnte, das Weißkittelgespenst Arzt, das weg muß!
Vieles in der SPK-Doku III liest sich wie eine Kurzversion von „SPK - Aus der Krankheit eine Waffe machen“. Die Doku III ist ja sowieso in letzter Zeit unser Lieblingsbuch unter den SPK/PF(H)-Kränkschriften* .

SPK/PF(Stw) Dezember 1998
* Die SPK/PF(H)-Kränkschriften gibt es über jede Buchhandlung per Verlagsbestellung oder direkt beim
KRRIM-Verlag für Krankheit
Postfach 12 10 41
D-68061 Mannheim
Fax: 0049/621/12 567 12