IDENTITÄT VON KRANKHEIT UND KAPITAL
 

(aus: SPK - Aus der Krankheit eine Waffe machen)

"Sie (die Manufaktur) verkrüppelt den Arbeiter in eine Abnormität, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt von Trieben und Anlagen, wie man in den La-Plata-Staaten ein ganzes Tier abschlachtet, um sein Fell oder seinen Talg zu erbeuten." – "Der Mensch wird als bloßes Fragment seines eigenen Körpers verwirklicht." – "Eine gewisse geistige und körperliche Verkrüppelung ist unzertrennlich selbst von der Teilung der Arbeit im Ganzen und Großen der Gesellschaft. Da aber die Manufakturperiode die Zerspaltung der Arbeitszweige viel weiterführt, andererseits erst mit der ihr eigentümlichen Teilung das Individuum an seiner Lebenswurzel ergreift, liefert sie auch zuerst das Material und den Anstoß zur industriellen Pathologie."

Krankheit ist die wesentliche Bedingung, ist Voraussetzung und Resultat dieses kapitalistischen Produktionsprozesses. Der kapitalistische Produktionsprozess ist gleichermaßen ein Destruktionsprozess von Leben. Es wird ständig Leben zerstört und Kapital produziert. Der Kapitalismus wird beherrscht durch das Primärbedürfnis des Kapitals, die Akkumulation (Marx).

Krankheit ist Ausdruck der lebensvernichtenden Gewalt des Kapitals. Krankheit wird kollektiv produziert: d.h. indem der Arbeitende im Arbeitsprozess das Kapital, das ihm als fremde Macht gegenübertritt, schafft, produziert er kollektiv seine Vereinzelung. Es ist deshalb nur konsequent, daß das kapitalistische Gesundheitswesen diese Vereinzelung perpetuiert, indem es die Symptome nicht als kollektiv produziert, sondern als individuelles Schicksal, als Schuld und Versagen behandelt. Allerdings produziert der Kapitalismus in Gestalt der Krankheit die gefährlichste Waffe gegen sich selbst. Deshalb muß er auch mit seinen schärfsten Waffen gegen das progressive Moment der Krankheit ankämpfen: mit Gesundheitswesen, Justiz, Polizei. Objektiv ist Krankheit als defekte (= nicht verwertbare) Arbeitskraft Totengräber des Kapitalismus. Krankheit = innere Schranke des Kapitalismus: Wenn alle akut krank (= arbeitsunfähig) sind, kann keiner mehr Mehrwert produzieren.

Als kollektiv bewußter Prozeß ist Krankheit die revolutionäre Produktivkraft, in ihren Wirkungsgraden abgestuft nach: gehemmtem Protest, bewußtem Protest, kollektivem Bewußtsein, solidarischem Kampf.

Die Funktion des Gesundheitswesens ist die Aufrechterhaltung und Erhöhung der Ausbeutbarkeit der Ware Arbeitskraft einerseits; andererseits hat es dafür zu sorgen, daß die pharmazeutischen und medico-technischen Industrien ihre Mehrwerte realisieren (das Gesundheitswesen ist die Zirkulationssphäre der pharmakologischen und medico-technischen Industrie). Der Kranke ist deshalb das Objekt einer doppelten Ausbeutung: defekte Arbeitskraft wird zwecks fortgesetzter Ausbeutung repariert; als Konsument sorgt er für den reibungslosen Absatz der medico-technischen und pharmazeutischen Industrie.

Das progressive Moment der Krankheit, der Protest, wird abgetötet; das reaktionäre Moment, die Hemmung, wird im Heilungsprozeß (= Reparatur von Arbeitskraft) verstärkt reproduziert. Dem Kranken wird sein Bedürfnis nach Veränderung genommen.

Leben ist Veränderung, d.h. Kampf gegen die Naturgewalten zur produktiven Aneignung der Natur. Die kapitalistische Gesellschaft tritt dem Leben als Naturgewalt gegenüber. Protest, d.h. Lebensäußerung, wird ständig abgetötet; das ist permanenter, organisierter Mord. Solange dieser permanente, organisierte Mord direkt durch die Institutionen Familie, Schule etc. durchgeführt wird, heißt er Erziehung. Erziehung ist nicht an der Befriedigung der sich äußernden Bedürfnisse der Menschen orientiert, sondern an deren Abtötung und der Befriedigung der Bedürfnisse der Naturgewalt, der kapitalistischen Akkumulation; kapitalistische Akkumulation und Massenmord sind also identisch!

 

PATIENTEN-INFO Nr. 16: Der Betrug in der Medizin

PATIENTEN-INFO Nr. 7: Die Krankenhäuser sind in genau derselben Weise Produktionsstätten
wie die Fabriken
 

PATIENTEN-INFO Nr. 2: Medizin als Verschleißregulator und Krisenprophylaxe

Wissenschaftliche Selbstdarstellung des SPK

Der Vollständige Krankheitsbegriff