MFE: MULTI-FOKALER EXPANSIONISMUS - "FOKUS"

(Aus : SPK - Aus der Krankheit eine Waffe machen)


Aus der Arbeits- und Organisationsweise des Kollektivs: Einzel- und Gruppenagitation, wissenschaftliche Arbeitskreise, Öffentlichkeitsarbeit, ständige Erweiterung des Kollektivs – wird das Prinzip des Multi-Fokalen Expansionismus als neue Qualität entwickelt. Das Prinzip Multi-Fokaler Expansionismus ist keimhaft bereits im Wesen der Patientenselbstorganisation enthalten: Jeder Kranke als Einzelner ist Fokus (Brennpunkt, Kristallisationskern) der gesellschaftlichen Widersprüche in mehr oder weniger entwickeltem Stadium. Im Prozeß der Einzel- und Gruppenagitation erfolgt die Bearbeitung und Entfaltung dieser Widersprüche im Einzelnen, der dadurch schrittweise und stets aufs Neue die Stufe der Vereinzelung überwindet: Zunächst bezüglich des Einzelagitationspartners, dann bezüglich der Agitationsgruppe, um schließlich als Teil des Kollektivs seinerseits die kollektive Wirklichkeit und Wirksamkeit zu erfahren und zu gestalten. In ständig sich wiederholendem Prozeß durchläuft jeder Einzelne die Stufen:
subjektiv Subjekt – objektiv Objekt
subjektiv Objekt – objektiv Subjekt,
um in der bewußten Produktion des kollektiven Bewußtseins schließlich Momente der Einheit von Sein und Bewußtsein, die neue Qualität der Politischen Identität zu erfahren und zu produzieren.
Fokus bedeutet Brennpunkt im Sinne der Strahlenoptik: Eine Sammellinse z.B. vereinigt alle durch sie hindurchgehenden Lichtstrahlen in einem Punkt, dem Brennpunkt, dem Fokus. Fokus bedeutet aber auch Herd in dem Sinne, daß ein solcher Herd Ausgangspunkt von Wirkungen ist, z.B. ein Unruheherd oder auch ein einfacher Küchenherd, der Ausgangspunkt von Wärmewirkungen ist. Damit ist das Wort "Fokus" in seiner Bedeutung als einer doppelten: Sammelpunkt, Brennpunkt einerseits und Ausgangspunkt, Herd andererseits als Bezeichnung einer widersprüchlichen, dialektischen Einheit bestimmt.
Jeder Kranke ist nun in spezifischer Weise Fokus. Objektiv ist jeder Einzelne Brennpunkt gesellschaftlicher Widersprüche. Im Prozeß der bewußten Entfaltung der in der Krankheit zusammengefaßten Widersprüche von Hemmung und Protest wird diese Qualität "Fokus" als Brennpunkt der gesellschaftlichen Verhältnisse (Widersprüche) zur subjektiven Qualität, d.h. der Kranke ist als seines Leidens und der gesellschaftlichen Zusammenhänge Bewußter objektiv und subjektiv Fokus.
Krankheit als Leidensbewußtsein, als gewußte Hemmung ist Voraussetzung und tendenzielle Aufhebung der Qualität "Fokus" als Brennpunkt in der neuen Qualität "Fokus" als Herd. Erst durch das Bewußtwerden der totalen Objektrolle des Kranken, durch das Bewußtsein von Krankheit als Hemmung, ist die Freisetzung ihres progressiven Moments als bewußtem Protest möglich. Der Prozeß der Aufhebung der Qualität "Brennpunkt" (Hemmung) in der Qualität "Herd" ist die auf Kooperation und Solidarität basierende Emanzipation des Objekts, des Behandelten, zum Subjekt, zum Handelnden.
   
 Aus den Einzelkrankheiten die menschliche Gattung schaffen!