Hamburg
ANFANGEN UND DRANBLEIBEN
Nichts geht ohne SPK. Alles andere an Politik kannst Du vergessen. Für
uns bleibt es dabei.
Als ich vor fünf Jahren aus der schwäbischen Provinz nach
Hamburg kam, war ich schon ein "politischer Mensch". Ich nahm an allem
teil. Nichts überzeugte mich. So auch auf einer "Veranstaltung zur
Geschichte der Linken". Immer wieder hörte ich SPK. Sagte mir nichts.
Schließlich meldete sich einer zu Wort und sagte: So wie ihr das
bringt, war das ganz und gar nicht. Ich war eine Weile dabei... . Sie
versuchten ihn abzubügeln. Aber er gab keine Ruhe. Das war für
mich Anlaß, meine „Bildungslücke“ zu stopfen; denn aus allem
Für und Wider in dieser Geschichten-über-Geschichten-Veranstaltung
war ich auch nicht schlau geworden. Aber soviel war für mich immerhin
klar: SPK, das ist etwas völlig anderes als das, was ich sonst aus
der Linken kannte. Also her mit den SPK-Texten.
Anfangen und Methode, darum ging es. Es ist ja von euch alles aufgeschrieben,
einfacher kann man es wirklich nicht haben. Was uns wirklich begeistert
hat: da ist Platz für jeden, für alle, die eine andere Welt wollen.
Mit dem SPK-Krankheitsbegriff kann man tatsächlich überall ansetzen.
Und wie ihr euch auf andere bezieht, in deren Sprache redet, z.B. der Brief
an den Anthroposophen in KRANKHEIT, DIE GANZHEIT MIT ZUKUNFT. Da haben
wir uns gefragt: wie machen die das? Und haben uns an das gehalten, was
in SPK - AUS DER KRANKHEIT EINE WAFFE MACHEN steht:
die Methode ist die
Dialektik bei Hegel plus das Entsprechende bei Marx, und das bezogen auf
Krankheit. Früher hatte ich es immerhin schon geschafft, gegen
alles zu sein, aber weiter bin ich dadurch nicht gekommen. Aber mit Krankheit
habe ich etwas, was sowohl negativ, gegen das Bestehende ist, und gleichzeitig
kann ich mich positiv darauf beziehen, Krankheit bejahen. Übrigens
wurden wir von anderen, und ohne daß wir mit einem speziellen Gruppennamen
aufgetreten wären, schon bald so aufgefaßt: „das sind die, die
Krankheit verteidigen“. Die Medizinstudenten, die am Anfang mit dabei waren,
blieben dann bald weg und sind heute Ärzte, kritische Ärzte selbstverständlich.
Als Widerspruch fiel uns auf, daß die Linken immer sagen, man müsse
informiert sein und was wissen, aber von SPK wollten sie absolut nichts
wissen. Deren Ausflüchte, z.B.: SPK ist doch rum, da ist doch nichts
draus geworden, die konnten wir leicht erledigen. Wir sagten: Ganz
im Gegenteil - aus der Linken ist nichts geworden, die Herrschenden
können sich heute doch alles rausnehmen, und ihr traut euch nichts
und haltet still! Bei mir war es dagegen so, daß ich jede Menge Angst
verloren habe, weil wir uns mit SPK beschäftigt haben. Ich lernte
nämlich, wo genau die Unterdrücker sind und wie weit sie gehen,
aber auch, wo ihre Grenzen sind und daß es gar nichts bringt, zu
hoffen, es würde einen nicht treffen, wenn man stillhält.
Sektierertum gibt es nach unseren Erfahrungen allenthalben in der Linken.
Nicht beim SPK. Wir haben in einigen praktischen Problemsituationen, z.B.
mit Anstaltspatienten, die Alten vom SPK angerufen, d.h. jene, die dabeigeblieben
sind und weitermachen. Die konnten ja bis zum 22.10.97 nicht einmal so
richtig wissen, daß es uns überhaupt gibt, und das seit 5 Jahren.
Niemand hat uns etwas aufgedrängt. Ihre Auskünfte lagen auf der
Linie ihrer Texte. Das gab uns Sicherheit und wir konnten dadurch, wie
begonnen, selbständig weitermachen.
In der Krüppelbewegung haben wir eine zeitlang mitgearbeitet.
Auseinandergegangen ist es wegen der Genetik. Zuerst waren sich alle einig
im Dagegensein. Aber dann haben die Grünen eine sogenannte alternative
pränatale Diagnostikstelle aufgezogen, und das fanden manche gut.
Da war Schluß. Das ist und bleibt Genozid-Genetik, auch und gerade
im grünen Aufputz, denn das verfängt zur Zeit noch besser, und
auf Vertrauen sind die Jacker überlebensnotwendig angewiesen. Wir
setzen dagegen zum Beispiel ganz praktisch den Satz aus dem
Genozid-Genetik-Manifest:
...für
Ausweich- und Bewegungsmöglichkeiten sorgen ... abseits der Karawanenstraßen...
Die Rechtlosigkeit der Patienten und welche Konsequenzen daraus zu
ziehen sind, das finden wir auch sehr wichtig. Das herrschende Recht ist
im Zusammenhang Krankheit auch nicht mehr das, was es einmal war. Früher
haben andere für mich gedacht. Inzwischen gelingt es uns immer besser,
auch Gelesenes auf Krankheit hin aufzufassen. Meist entpuppt es sich schnell,
daß es in die reaktionäre Richtung geht und Krankheit bekämpft
wird.
Ein Leben ohne Arzt, das ist gar nicht so einfach.
Aber auch da können
wir auf die aufgeschriebenen Erfahrungen zurückgreifen. Das einzig
Brauchbare ist SPK. Für alle, die eine andere Welt wollen.
MFE Hamburg, Oktober 1997