Revolutionäre Patienten beantragen Stiftungsgelder – ?

Wir haben die kapitalistischen Institutionen an ihrem Widerspruch entlarvt,

indem wir ihre progressive Seite für uns in Anspruch genommen haben.

Ein Beispiel

Zur Auseinandersetzung mit der Heinrich-Heine-Stiftung

Aus: SPK-Dokumentation II

 

An die

Heinrich-Heine-Stiftung

78 Freiburg

Kapellenweg 37

Heidelberg, den 7.4.1971

Sozialistisches Patientenkollektiv

an der Universität Heidelberg (SPK)

69 Heidelberg

Rohrbacherstr. 12

Betr.: Beantragung eines Stipendiums der Heinrich-Heine-Stiftung für das Sozialistische Patientenkollektiv an der Universität Heidelberg

Um die Notwendigkeit unserer Arbeit begrifflich zu entwickeln, müssen zuerst kurz die allgemeinen Verhältnisse skizziert werden.

Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind wesentlich Produktionsverhältnisse, d.h. die Totalität der Beziehungen ist bestimmt von der Produktionsweise. Die Produktion ist aber bekanntlich zerrissen vom Grund-Widerspruch von Lohnarbeit und Kapital; anders ausgedrückt, alle Produkte sind Waren, gekennzeichnet von der Dialektik von Tausch- und Gebrauchswert, und die Warenproduzenten unterliegen ihrer Produktion und produzieren sich selbst als Waren. Damit ist aber jede qualitative Tätigkeit (Gebrauchswert) von vorneherein quantifiziert (Tauschwert), und der Tauschwert ist das Herrschende, also Auslöschung von Qualität. Das heißt aber Destruktion von Leben; denn Leben ist "das sich entwickelnde und seine Entwicklung auflösende und in dieser Bewegung sich einfach erhaltende Ganze" (Hegel, Phänomenologie des Geistes, Kap. Selbstbewußtsein).

Leben ist also wesentlich Qualitatives – Subjekt. Das erste Moment der Produktion ist aber das, daß nur Lebendiges überhaupt produziert, denn nur Lebendiges stößt von sich selber ein Produkt in der Form des Seins ab. Damit ist klar, daß in der kapitalistischen Produktion die Produktion identisch ist mit Destruktion. Vom Leben ausgehend ergibt sich aber notwendig die Vernichtung von Leben; die Vernichtung von Leben hat jedoch Leben zur Voraussetzung. Das Resultat des Prozesses ist Krankheit, nämlich sich selbst widersprechendes, in sich gebrochenes Leben. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind krank, erzeugen sich neu nur in der Vernichtung ihrer Grundlage.

Das Ganze kann auch von der Dialektik von Subjekt und Objekt her begriffen werden: Dem Einzelnen treten die gesellschaftlichen Verhältnisse als nicht veränderbare Macht gegenüber, in denen er sich als Einzelner ("Privatmann") nur erhalten kann durch totale Unterwerfung unter deren Zwänge (Warenform das Herrschende). Er ist totales Objekt, bestimmt durch anderes. Das Andere, die Verhältnisse, sind aber das Subjekt, das Bestimmende und Setzende.

Die Verhältnisse sind unmittelbar das Kapital, dieses wiederum selbst Produkt ("das Kapital hat nur soviel Macht, wie das Volk ihm gibt") eben der total bestimmten Objekte, die im Prozeß der Anerkennung der Machtverhältnisse Subjekte sind (Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft). In dieser passiven Weise Subjekt sind also gerade die, die als Objekte aktiv sind. Gegenstand der Tätigkeit kann folglich nur noch die Gesellschaft selber sein; das Leben kann man sich nur nehmen (im Hegelschen Sinne) im Kampf gegen die Krankheit = kapitalistische Produktion. Die eigene Krankheit als entwickelter (bewußter) Widerspruch ist also der Motor der Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die Krankheit das Subjekt der Revolution.

Krankheit erscheint dem Einzelnen als individuelles Elend, als Naturgegebenes, in der "Naturalform" des subjektiven Leidensdrucks, des Symptoms. Das Leiden ist Ursache von Veränderung; Veränderung aber ist bestimmt durch die Widersprüche im Vorhandenen. Wenn die Veränderung auf Abschaffung von Krankheit abzielen soll, so sind gerade oben genannte Zusammenhänge anhand der besonderen, individuellen Krankheit zu entwickeln. Den unterschiedenen Symptomen liegt ein einheitliches Wesen zugrunde. Genau das leisten wir in Gruppenagitation, Einzelagitation und Arbeitskreisen. Die Dialektik von Gruppen- und Einzelagitation entspricht der Dialektik von Individuum und Gesellschaft. Die Arbeitskreise sind notwendig, um ständig die allgemeine Grundlage für die einzelnen Prozesse zu erarbeiten. In dieser Arbeit sind alle Objekte der Totalität und erarbeiten gerade das Bewußtsein dieses Objekt-Seins. Da die gesellschaftliche Arbeit jedoch nur im Einzelnen geleistet werden kann, ist die Arbeit ständig ihr eigenes Resultat. Arbeit, die darauf abzielen soll, sich die Gesellschaft zum Objekt zu machen, ist selbst schon dies Arbeiten an der Gesellschaft, denn sie fällt ja nicht aus der Gesellschaft heraus. Sich die Gesellschaft zum Objekt der Tätigkeit machen, heißt sich selber zum Objekt machen und man selber ist gerade diese Totalität von Beziehungen, sprich Gesellschaft. Anders geht es nicht; jede andere Arbeit ist undialektisch, Wissen (Erkenntnis) ist Voraussetzung und Produkt des Produktionsprozesses. Wissenschaft ist der Weg zum Wissen, also Produktionsprozeß des Wissens selbst. Die Praxis der Wissenschaft bedeutet somit Rückwirkung auf ihre Grundlage, d.h. Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Wissenschaft ist dem Wesen nach revolutionär.

Wir sind bereit, diese Zusammenhänge extensiv und intensiv in Form einer Diskussion zu entwickeln. Im übrigen haben uns Prof. Brückner (Hannover) und Prof. Holzkamp (Berlin) zugesagt, eventuell erforderliche Gutachten zu erstellen.

SOZIALISTISCHES PATIENTENKOLLEKTIV
an der Universität Heidelberg

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FREIE UNIVERSITÄT BERLIN                                                                     Berlin-Steglitz, den 6.5.1971

Psychologisches Institut

1 Berlin 41, Grunewaldstr. 35

Prof. Dr. K. Holzkamp

 

Befürwortung der Vergabe eines Stipendiums der Heinrich-Heine-Stiftung (Freiburg) an das Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) in Heidelberg.

Im Sozialistischen Patientenkollektiv Heidelberg wird in Kritik an Schulpsychiatrie und öffentlichem Gesundheitswesen, die zunehmend weniger der gesellschaftsbedingten psychischen Verelendung Herr werden können, eine neue Art der Therapie entwickelt und praktiziert, in der die gesellschaftliche Ächtung und Verdinglichung des Patienten nicht in einem autoritär-verdinglichenden Verhältnis des Arztes zum Patienten reproduziert wird, sondern Patienten unter ärztlicher Hilfe und Kontrolle wissenschaftlich begründete Formen der Selbstorganisation finden können, durch die das Schicksal des Kranken als ein gemeinsames gesellschaftliches Schicksal durchschaubar und dadurch eine Aufhebung der Krankheit in politisch-gesellschaftsverändernder Aktivität möglich werden soll.

Die Arbeit des SPK hat weiteste Resonanz gefunden. Ausführliche positive Beurteilungen liegen etwa von Brückner / Hannover, Richter / Gießen und Spazier / Mannheim vor; das Heidelberger Modell dient anderen Versuchen der Therapie durch Patienten-Selbstorganisation, so der Berliner Gruppe um Hubert Bacia (BSPK) und der ärztlich-psychologischen Beratungsstelle der Göttinger Universität, als Vorbild. – Der Umstand, daß das SPK auch auf scharfe Kritik gestoßen ist – besonders aus Kreisen der Schulpsychiatrie – liegt in der Natur des Projektes, da der Angriff auf etablierte Positionen natürlich zu einer Gegenreaktion dieser Positionen führen muß und da die ausgeprägte politische Parteinahme des SPK manchen eine unvoreingenommene Würdigung der wissenschaftlich-praktischen Arbeit des Kollektives unmöglich macht.

Das Psychologische Institut der Freien Universität hat, wie andere Universitätsinstitute, eine Zusammenarbeit mit dem SPK begonnen; Mitglieder des Psychologischen Instituts konnten in längeren Besuchen die Situation und die Arbeitsweise des SPK aus eigener Anschauung kennenlernen; gründliche wissenschaftliche Diskussionen haben stattgefunden; Einladungen an das SPK zu einer Informationsveranstaltung am 22.5.71 und einem Colloquium über Probleme der Patienten-Selbstorganisation (unter Hinzuziehung auswärtiger Fachwissenschaftler) am 13.6.71 sind vom Rat des Fachbereichs "Philosophie und Sozialwissenschaften" einstimmig unterstützt worden und werden nach Bestätigung durch den Präsidenten der FU an die Heidelberger Universität ergehen. Durch die weitere Intensivierung dieser Zusammenarbeit soll in wechselseitiger Unterstützung und Kritik auch zum Ausbau der Sektion "Prävention und Therapie" am PI ein wesentlicher Beitrag geleistet werden.

Der Stil der Selbstdarstellungen und öffentlichen Äußerungen des SPK muß im Zusammenhang mit der Entstehungsgeschichte und der permanenten Bedrohung des Fortbestehens des Kollektivs durch administrative und politische Instanzen gesehen werden. Die tägliche Arbeit im SPK ist durch wissenschaftliche Sorgfalt und ärztliche Verantwortlichkeit sowie durch das verzweifelte Bemühen charakterisiert, Schäden, ja Lebensgefährdungen der Patienten auf Grund der immer rücksichtsloser werdenden Angriffe auf die Existenz des Kollektivs abzuwenden.

Eine plötzliche Schließung und gewaltsame Unterbrechung der Arbeit des SPK wäre – unabhängig von den Gründen, die man dafür vorbringen mag – objektiv von höchster Brutalität gegenüber den Patienten. Außerdem würde damit entgegen dem Geist des Grundgesetzes durch politische Voreingenommenheit und fachliche Beschränktheit die Fortführung und Entwicklung eines Ansatzes verhindert, der wesentlich zur Humanisierung und Verwissenschaftlichung des in weiten Bereichen anachronistischen deutschen Psychiatrie-Betriebes beitragen könnte.

Das SPK braucht jetzt eine lange Phase ruhiger Tätigkeit ohne Existenzbedrohung und permanenten Zwang zur Selbstverteidigung. Nur so kann aus der Praxis des Kollektivs ein Forschungsansatz entstehen, durch den die Praxis laufend korrigiert und der schließlich optimal ausgewiesene und generalisierbare Befunde zu erbringen vermag. Wie auch die so zu entwickelnde umfassende und begründete wissenschaftlich-praktische Konzeption schließlich beschaffen sein mag: Sie würde auf jeden Fall einen wichtigen Schritt auf dem Wege zu einer besseren Erkenntnis und wirksameren Veränderung der objektiven Bedingungen für psychische Krankheit und Verelendung darstellen.

Die Unterstützung des Sozialistischen Patientenkollektivs Heidelberg durch die Heinrich-Heine-Stiftung ist eine humanitäre wie wissenschaftliche Notwendigkeit von äußerster Dringlichkeit.

K. Holzkamp

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SOZIALISTISCHES PATIENTENKOLLEKTIV
an der Universität Heidelberg

Heidelberg, den 12.5.1971

Rohrbacherstr.12

An die

Heinrich-Heine-Stiftung für

Philosophie und kritische Wissenschaft

78 Freiburg

Kapellenweg 3

 

Betr.: Antrag auf Förderung

Das Sozialistische Patientenkollektiv an der Universität Heidelberg (SPK) ist eine Einrichtung, die bisher zwar ansatzweise nachgeahmt wird, jedoch in praktischer und wissenschaftlicher Hinsicht völlig neu und originär ist. Die praktische Grundlage des SPK ist die in der Geschichte der Medizin ein absolutes Novum darstellende Selbstorganisation von derzeit etwa 450 Patienten. An ihre Entscheidungen, die auf der ständigen Diskussion aller, das Gesamt und den Einzelnen betreffenden Probleme, gefällt werden, sind die Träger ärztlicher Funktionen und sonstige "Sach- und Fachautoritäten" ebenso gebunden, wie der ständig zunehmende Kreis von Sympathisanten außerhalb des SPK. Als Bilanz dieses Abbaus des ärztlichen Zentralismus verzeichnete das SPK am Ende des ersten Jahres seines Bestehens null Todesfälle, null Rückfälle. Man vergleiche hierzu die andernorts übliche Selbstmordrate (etwa 10 Patienten des Klinikums Heidelberg und Mannheim sind in derselben Zeit allein pressekundig ums Leben gekommen und zwar bei einem etwa halb so großen Patientenstand) und das seit Jahren zumindest in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit immer wieder beklagte Prinzip "Drehtürpsychiatrie". Alle Mitglieder des SPK stehen hinsichtlich ihrer bürgerlichen Existenz im Berufsleben oder in Ausbildung. Eine Ausnahme bilden einige wenige, die vor ihrem Eintritt ins SPK berentet wurden. Selbst diese sind inzwischen so weit aktiviert, daß sie die vergleichsweise größere Autonomie des Erwerbslebens anstreben. Verglichen mit unserer in der Selbstdarstellung vom 20. Juli 1970 gezogenen Bilanz hinsichtlich der bis dahin abgelegten akademischen Prüfungen, Lehrlingsprüfungen und Abschlußklausuren hat sich die damals genannte Zahl 10 um ein Vielfaches erhöht.

In wissenschaftlicher Hinsicht ist das Novum in Gestalt des SPK in erster Linie wohl durch die völlig neue Beziehung zu kennzeichnen, die die Therapierten und Therapierenden umfaßt. Bekanntlich gründet die traditionelle Medizin, und dies gilt insbesondere für die Psychiatrie, auf der traditionellen Abhängigkeit des Patienten von seinem Arzt. Im Extrem zeigt sich dies zum Beispiel darin, daß der Patient ein völlig rechtloses, ein entmündigtes "Subjekt" darstelle, der Arzt hingegen frei, d.h. Rechtsperson im Vollsinne dieses Wortes sei. Dieser "Extremfall" tritt bei jeder Zwangseinweisung auf eine geschlossene Abteilung ganz alltäglich automatisch in Kraft. In Wirklichkeit aber ist der Arzt nicht minder Zwängen, programmierten Bedürfnissen etc. unterworfen, wie der Patient. Dieser Wirklichkeit aber trägt die gegebene "Wissenschaft" weder im Ansatz noch in ihren Konsequenzen Rechnung. Im SPK hingegen behandeln sich beide als das, was sie sind: Als machtlose Objekte gesellschaftlich bedingter Zwänge und programmierter Bedürfnisse. Psychoanalytische Ansätze bleiben hinter diesem aus der Sache folgenden Anspruch schon allein deshalb zurück, weil sich Mechanismen wie Übertragung / Gegenübertragung nur unter der stillschweigenden Voraussetzung des ärztlichen Führungsanspruchs ernst nehmen lassen. Dasselbe gilt für die Gruppendynamik, die man sich unter dem Blickwinkel der traditionellen Wissenschaft ja auch nicht anders vorstellen kann, als ärztlich geführt und "kontrolliert". Weder Triebdynamik noch Abwehrmechanismen, weder Entwicklungspsychologie (orale, anale, etc. Phase) noch Daseins- und Existenzanthropologie, noch ihr Konglomerat Sozialpsychiatrie (Soziologie, Epidemiologie, Computerstatistik eingeschlossen) haben mit diesem grundlegenden Objekt-Objekt-Verhältnis etwas zu tun. Das konstituierende Subjekt dieser, wie jeder anderen Interaktion zwischen Personen, ist der Wirtschaftsprozeß mit seinen politischen, psychologischen und somatischen Auswirkungen. Als Objekt der Interaktion jedoch, zwischen Individuum und Gruppe bzw. zwischen Individuum und Individuum, in deren Verlauf anhand der immanenten gesellschaftlichen Widersprüche seine Fragwürdigkeit und tendenzielle Auflösung aufgezeigt werden, verliert das Subjekt "Wirtschaftsprozeß" seine Macht. – Es ist auch ohne die hier an sich notwendigen weitergehenden Ausführungen klar, worauf es ankommt: Therapeut und zu Therapierender gehen mit ihren jeweiligen und gegenseitigen Abhängigkeiten (Krankheit, Armut, Schande) als bestimmte Weisen der Vergegenständlichung um, die das Werk des Wirtschaftsprozesses sind. Diese Abhängigkeiten machen sie dabei zu dem, was sie tatsächlich sind: Zur aufzuhebenden Grundlage ihrer Existenz. In der sich hieraus ergebenden Bewegung (Selbstbewegung) sind sie als erkennend und handelnd verbunden, sie sind ein Subjekt (vgl. "Gruppen-Ich") gegen ein Objekt, den Wirtschaftsprozeß und dessen Auswirkungen an ihnen selbst.

Den für die Selbstorganisation erforderlichen wissenschaftlichen Apparat in Form der expliziten Handhabung von Dialektik und wissenschaftlichem Sozialismus haben sich die Mitglieder des SPK unabhängig vom jeweiligen "Bildungsstand" in kollektiver Praxis erarbeitet. Die im gesamtgesellschaftlichen Interesse notwendige Intensivierung und Ausweitung des hiermit skizzierten Projekts hat eine materielle Minimalbasis zur Voraussetzung, die normalerweise gegeben ist, wenn die Bedürfnisse zwischen Geldgeber und Bewerber artikuliert sind. Dieser Fall liegt hier nicht vor.

Zusammenfassend und mit besonderer Berücksichtigung der Satzungsbestimmungen stellen wir fest:

  1. Das Forschungsprojekt ist klar umgrenzt und von vornherein überschaubar. Denn es hat bereits klare und überschaubare Verhältnisse geschaffen: Ist Geld vorhanden, so ist die Todesrate gleich Null. Wird Geld vorenthalten, sind Leben und Tod identisch (erster Todesfall am Gründonnerstag 1971 durch krisenhafte Zuspitzung der Dialektik von Armut und Schande).

  2. Es handelt sich um ein Forschungsvorhaben einer Einzelperson im strengsten Sinne, denn das SPK ist sowohl nach seiner Selbstbestimmung als auch aus der Sicht seiner Gegner ein Subjekt, das im Unterschied zu anderen Einzelpersonen in Privat-, Amts- und sonstige Funktionen weder zerlegbar ist, noch sich durch eine solche Zerlegung irgendwelche Verbesserungen seiner Lage erschleichen kann.

  3. Das SPK betreibt reine Theorie, denn es darf "gesellschaftlich geregelte" Bedürfnisse nicht befriedigen. Andererseits betreibt es praxisbezogene Wissenschaft insofern, als es die Verbalpostulate der arrivierten Schulpsychiatrie, freilich auf originäre Art, und weil es nicht anders geht, wirklich gemacht hat.

Als Forschungsbeauftragte für das SPK zeichnen verantwortlich die Mitglieder: X, Ärztin; Y, Arzt; Z, Studienrat; XY, Diplom-Dolmetscherin; XZ, Studienassessor. Die Namen werden der Stiftung gesondert bekanntgegeben. Um einer weiteren Kriminalisierung der Namensträger vorzubeugen, muß von einer Übernahme in die Akten der Stiftung abgesehen werden.

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Dr. M. von Brentano

1 Berlin 33

Heydenstr. 12

15.5.1971

An das Sozialistische Patientenkollektiv
an der Universität Heidelberg

69 Heidelberg

Rohrbacherstr. 12

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

von der Heinrich-Heine-Stiftung erfahre ich, daß Sie Herrn Theunissen gedroht haben, Sie würden seine Lehrtätigkeit in Heidelberg stören und unmöglich machen, wenn die Stiftung Ihren Antrag nicht bewillige.

Das ist Erpressung. Und es ist, soweit es bei einer so üblen Sache wie Erpressung Steigerungen gibt, eine besonders schändliche, da sie sich gegen einen Mann richtet, der sehr konkrete Solidarität mit zu Unrecht Angegriffenen bewiesen hat. Es sollte Ihnen klar sein, daß die Stiftung im Ganzen und jeder Einzelne von uns von Ihrem Verhalten genauso betroffen ist wie Herr Theunissen.

Auf Erpressung gibt es, wenn man sich nicht zu ihrem Komplizen machen will, nur eine Antwort, nämlich Nein. Ich jedenfalls werde im Vorstand ein Veto einlegen, und zwar nicht gegen die Förderung, sondern schon gegen die Behandlung Ihres Antrags.

Sie haben sich überdies bei Ihrem Erpressungsversuch auf Herrn Gollwitzer und mich berufen. Was mich angeht: Ich habe mich Ihren beiden Mitarbeitern hier gegenüber nur auf der Basis dessen, was Sie mir berichteten, und was gut klang, geäußert, aber deutlich gesagt, daß ich mir die Unterlagen, die Sie mir gaben, erst ansehen muß; daß für eine Förderung durch die Stiftung nicht unsere Sympathie und Solidarität mit einem sozialistischen Patientenkollektiv schon genügt, sondern ein Antrag für ein Projekt vorliegen muß, das formal und inhaltlich den Kriterien der Stiftung genügen muß; welches diese sind, habe ich den beiden genau gesagt – Ihr jetzt vorliegender Antrag genügt ihnen gewiss nicht; daß die Prüfung und Entscheidung vom Vorstand im Ganzen getroffen werden muß und nicht mit Einzelnen ausgehandelt werden kann. Ich habe auch gesagt, daß Sie uns weder zeitlich noch sonst die Pistole auf die Brust setzen können, – dass Sie nicht zu Erpressung greifen sollten, habe ich nicht erwähnt, weil ich nicht auf die Idee kam, daß das bei einer Gruppe, die sich als sozialistisch versteht, nötig sei.

Als ich mir Ihr Material ansah, machte mich manches schon sehr stutzig. Einen Mann wie Rendtorff als "Henker" zu bezeichnen, bloß weil er Ihretwegen in einen Konflikt geraten ist, das ist schlimm. Wenn Sie dadurch zu Subjekten werden wollen, daß Sie andere zu Objekten verbaler und realer Drohungen machen, dann habe ich Angst vor solchen Subjekten. Glauben Sie wirklich, daß dabei Sozialisten herauskommen? Der Mechanismus, das Leiden, das einem angetan wurde, zu reproduzieren gegenüber denen, die es einem nicht angetan haben, produziert eher ein Potential für die andere Seite.

M. von Brentano

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Prof. D. Helmut Gollwitzer, D.D.

1 Berlin 33 (Dahlem)

Nebinger Straße 11

15.5.1971

An das

Sozialistische Patientenkollektiv

an der Universität Heidelberg

69 Heidelberg

Rohrbacherstr. 12

Sehr geehrte Damen und Herren,

von der Art, wie Sie Herrn Prof. Theunissen unter Druck zu setzen versuchen und nach Ihren Ankündigungen weiter gegen ihn vorgehen wollen, bin ich ebenso betroffen wie Frau Dr. von Brentano. Dazu kommt, daß auch die neue Fassung Ihres Antrages nicht die nach den Statuten der Heinrich-Heine-Stiftung nötigen Anhaltspunkte für die Gewährung eines Stipendiums gibt, – abgesehen davon, daß wir bei der Beschränktheit unserer Mittel Ihnen niemals eine finanzielle Unterstützung in der Höhe geben könnten, wie Sie sie offenbar erwarten und brauchen. So muß auch ich Ihnen erklären, daß Sie nicht die Voraussetzungen geschaffen haben, unter denen wir Ihren Antrag behandeln können.

Ich bedaure, daß ich Ihnen keine andere Antwort geben kann.

Mit freundlichem Gruß

H. Gollwitzer

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HEINRICH-HEINE-STIFTUNG
für Philosophie und kritische Wissenschaft

18.5.1971

An das

Sozialistische Patientenkollektiv

69 Heidelberg

Rohrbacherstr. 12

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Vorstand der Heinrich-Heine-Stiftung hat mich ermächtigt, Ihnen mitzuteilen, daß er Ihren Antrag auf Unterstützung durch die Uni ablehnen mußte. Zu dieser Entscheidung nötigte ihn vor allem das Verhalten, das einige Ihrer Mitarbeiter mir gegenüber an den Tag gelegt haben. Frau Dr. von Brentano hat in einem Ihnen bereits zugegangenen Brief, dem – wie ich höre – Herr Prof. Gollwitzer ein eigenes Schreiben hinzugefügt hat, ihr Befremden über den Druck geäußert, den Sie auf die Stiftung ausüben.

Nach Form und Inhalt unannehmbar erschien dem Vorstand desgleichen Ihr Antrag selber, auch und gerade in seiner zweiten Fassung. Die Zweitfassung haben Sie uns zukommen lassen, nachdem Herr Hilbig und ich Ihnen dargelegt hatten, daß die Stiftung ein Stipendium nur für ein klar umgrenztes Forschungsvorhaben von Einzelnen oder einer Gruppe namhaft gemachter Einzelner vergeben könne. Schon danach hätten Ihnen die Schwierigkeiten bewußt sein müssen, vor die sich der Vorstand durch ein – mehr als Erfolgsbilanz denn als Arbeitsprogramm abgefaßtes –Papier gestellt sah, welches nicht einmal mit einer Unterschrift versehen ist, keine Namen aufführt und auch deren Aufnahme in die Akten der Stiftung verweigert.

Was den an Sie gerichteten Brief von Frau Dr. von Brentano betrifft, so konkretisiert er mit dem Hinweis auf eine Behinderung meiner Lehrtätigkeit eine Drohung, die einige von Ihnen vager und damit allerdings auch umfassender ausgesprochen haben. So sagten Sie, daß Sie bei dieser Gelegenheit herausfinden wollten, wer zu Ihnen gehöre und wer nicht, und daß ich dementsprechend die Konsequenzen meines Handelns zu spüren bekommen würde. Im selben Sinne sprachen Sie davon, daß jetzt zwar noch ich die "Macht" hätte (als die Sie sich offenbar mein Mitwirken bei der Entscheidung des Stiftungsvorstands vorstellen), bald aber Sie es seien, die die reale Macht ausübten. Mit Frau Dr. von Brentano, über deren Brief ich erst durch die mir freundlicherweise zugesandte Kopie informiert wurde, habe ich über derlei Äußerungen nicht gesprochen, aber wenn ich selber solchen und ähnlichen Äußerungen im Gespräch mit anderen Vorstandsmitgliedern gerade jene relativ harmlose und nicht zufällig eine andere Form gegeben haben sollte, so müßte ich den Mangel an Phantasie zu entschuldigen bitten, zu dem Ihre bisherige Praxis anregen könnte.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Theunissen

 

Theunissen gegenüber wurde folgendes ausgeführt:

  1. Weil unsere Arbeit mit den Satzungen der Stiftung völlig übereinstimmt, haben wir uns an Sie gewendet und wenden müssen.

  2. Es ist absurd, daß bei uns Kranke Hungers sterben, während anderswo die Mittel = das Geld = der Mehrwert der Ausgebeuteten ungenützt herumliegen, z.B. bei der Heine-Stiftung.

  3. Jeder, auch Prof. Theunissen, zeigt durch seine Handlungen, ob er auf Seiten derer steht, die den Massenmord des Kapitals unterstützen oder bekämpfen.

  4. Die Probleme so zu sehen, sei nicht als Frage der politischen Weltanschauung abzutun, sondern im Falle des SPK und in der jetzigen Situation ausschließlich im Zusammenhang mit der ärztlichen Verantwortung zu sehen.

  5. Theunissen hat in diesem Gespräch diese klaren Aussagen dadurch notwendig gemacht, daß er schon zu Beginn völlig unsachlich auf den "Ruhm" des SPK, der erst jetzt bis zu ihm gedrungen sei, anspielte, wo wir auf eine Notlage weit über den Rahmen des SPK hinaus abhoben. Schließlich meinte er lächelnd, daß mit dem SPK eine "Autopsie" = Leichenschau vorzunehmen sei, damit er dessen Förderungswürdigkeit verantworten könne.

Von Vorlesungsstörungen war überhaupt nicht die Rede.
 

19.5.1971

Sozialistisches Patientenkollektiv

an der Universität Heidelberg (SPK)

69 Heidelberg

Rohrbacherstr. 12

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Zur Heinrich-Heine-Stiftung

16.5.1971

Wird der Rektor in den historisch-materialistischen Zusammenhang gestellt, kriegen die Leute das Scheißen. Das SPK wird kriminalisiert – außer Konkurrenz mit Baader-Meinhof. Verzichten wir auf "wissenschaftliche" Spielchen (Bewerbung, abgegrenztes Projekt, Kostenaufstellung), sind wir dünkelhaft. Der progressiv-linke Dünkel mißt unsere Praxis nicht an der gesellschaftlichen Notwendigkeit, sondern am "Gemein"-Nutzen im Sinne der Agenturen des Staates (Finanzamt).

3 Millionen DM Kapital werden profitträchtig in die kapitalistische Produktion gesteckt: Produktion von abstraktem Reichtum. 3 Millionen DM ist das "Grund"kapital der Heinrich-Heine-Stiftung. Diesem "Stiftungskapital" muß sich der Proletarier verkaufen. Vereinzelt im Verkauf seiner Arbeitskraft steht er im gesellschaftlichen Ausbeutungsprozeß, der Krankheit produziert, um den Grundwiderspruch von Lohnarbeit und Kapital zu perpetuieren. Doch das Kapital krankt an seinem eigenen Widerspruch zwischen der notwendig Leben als dem Tod bestimmtes Leben produzierenden Wirklichkeit des Ausbeutungsverhältnisses und dem Anspruch auf Befriedigung aller Bedürfnisse. Um dem Anspruch auf Freiheit der Wissenschaft wenigstens formal gerecht zu werden, werden 7% Zinsen = Abfallprodukt des Stiftungskapitals in "kritische Wissenschaft" investiert. Damit der Verschleiß- zum Verschleierungsprozeß wird, damit jedes bißchen aufkommender Protest in Form von Anerkennung (die nur eine finanzielle sein kann) dynamisierend auf Profitkurs integriert wird.

Die Vertreter dieser Subtilverschleierung, diese feinen Leute aus den honorigen Kreisen, kriegen das große Scheißen, wenn sie mit dem wirklich progressiven Teil der Ausgebeuteten zusammenstoßen. Mit kritischer Praxis und praktischer Kritik organisierter Patienten konfrontiert, können Sie nur ihr bewußtloses Klebenbleiben am eigenen Objektsein demonstrieren (Berufung auf Kultusminister, Presse, Finanzamt etc.). Auf die mörderische Gewalt der Gegenseite reagieren Sie mit Mitleid für die Unterdrückten. Werden sie selbst als Mörder in den richtigen Zusammenhang gestellt (Verweigerung finanzieller Unterstützung für das SPK), reagieren sie offen faschistisch: das SPK wird kriminalisiert (wir setzen ihnen die Pistole auf die Brust!!).

Wir haben von Anfang an gesagt, daß wir als Patienten keine Rechte haben in dieser kranken Gesellschaft. Wir haben die kapitalistischen Institutionen an ihrem eigenen Widerspruch entlarvt (Klinik, Uni, Justiz und nun auch Stiftung für kritische Wissenschaft), indem wir ihre progressive Seite für uns in Anspruch genommen haben. Nur in unverschleierter Auseinandersetzung können wir unseren Feind begreifen. Darum ist die Auseinandersetzung mit der Heinrich-Heine-Stiftung gut und nicht schlecht.

Das bewußtlose Solidarisierungsgeschwätz der Heidelberger Linken und die Kriminalisierung des SPK durch die Stiftungs-Heinis sind ein und dasselbe.

Merke: Links ist nicht gleich rot und progressiv ist unter bestimmten historischen Bedingungen reaktionär!

"Ein wesentlicher Grundzug der emotionellen Pestreaktion ist, daß Handlung und Begründung der Handlung einander niemals decken. Das wirkliche Motiv ist verdeckt, und ein scheinbares Motiv ist der Handlung vorgeschoben." (W. Reich)

Es wäre schädlich, wenn wir den Mitgliedern der Heinrich-Heine-Stiftung Gelegenheit geben würden, die objektiven Gründe für ihre Ablehnung der Förderung der Arbeit des SPK für die Öffentlichkeit und möglicherweise für sich selbst zu verschleiern. Diese Verschleierung soll nach dem Willen ihrer Autoren auf der Basis und unter Appell an die in Form des "gesunden Volksempfindens" grassierende emotionelle Pest mit Hilfe bürgerlich-faschistischer Moral und bürokratisch-formalistischer Einwände bewerkstelligt werden. Nur deshalb müssen wir auf die Äußerungen von Dr. von Brentano, Prof. Theunissen und Prof. Gollwitzer eingehen.

Wenn Prof. Theunissen die gesellschaftliche Wirkung seiner Lehr- und Forschungstätigkeit, insbesondere seiner Hegel-Veranstaltungen an der Universität Heidelberg durch die Arbeit des SPK in Frage gestellt sieht, so ist das sicher realitätsadäquat. Daß er die Einsicht in die Gefährdung menschenfeindlicher, weil für das Kapital verfügbarer und praxisloser "Wissenschaft" nur in Form einer durch das SPK geplanten "Störung" seiner Lehrveranstaltungen konkretisiert denken kann, kann nur als Äußerung eines krankhaften Subjektivismus verstanden werden. Vielmehr müßte diese Einsicht eines Wissenschaftlers, der Wissenschaft auch materiell ermöglichen oder unterdrücken kann, ihn zu einer kritischen Praxis veranlassen – zumindest bezüglich seiner Mitverfügung über Kapital, das unter Verkrüppelung derjenigen, die es durch ihre Arbeitskraft produziert haben, akkumuliert wurde und wird, und das für Zwecke "kritischer Wissenschaft" zur Verfügung stehen soll. Stattdessen sieht dieser Schwachkopf nur bürgerlich-individualistisch "Erpressung".

In diesem Zusammenhang wird auch die Funktion der Worte von Frau Dr. von Brentano "ein Mann Rendtorff" klarer. Wir haben es nie mit einem – nur in den Köpfen von Rendtorff und offenbar noch ein paar hundert anderen liberalen Scheißern existierenden – "Mann Rendtorff" zu tun gehabt, sondern mit einem Funktionsträger, der die Konsequenzen seiner patientenfeindlichen Amtshandlungen und -unterlassungen entweder nie überschaut oder bewußt gewollt hat (In beiden Fällen wäre er wegen massenhafter Fremdgefährdung nach geltendem Recht längst hinter Schloß und Riegel zu verwahren gewesen).

Wir hätten uns der gerade auch unter Akademikern von Berlin bis Bern verbreiteten Kumpanei zum Schaden derjenigen, über die sie im Auftrag des Kapitals bewußt oder in selbstverschuldeter Unmündigkeit verfügen, schuldig gemacht, wenn wir nicht immer wieder auf die objektiven Handlangerfunktionen dieser Amtsträger im direkten Zusammenhang mit ihrem Wirken hingewiesen hätten.

Zum bürokratischen Formalismus: Wir haben im Laufe der 1 ½ Jahre unserer Arbeit an der Universität in über 40 Patienten-Infos, wissenschaftlichen Selbstdarstellungen, öffentlichen Diskussionen und Rundfunk- und Fernsehsendungen unsere Praxis auch verbal dargestellt. Es gibt seit Oktober `70 drei wissenschaftliche Fachgutachten über die Arbeit des SPK (die auch in Broschürenform im Buchhandel erhältlich sind). Außerdem sind – auch in der überregionalen Presse (Der Spiegel, Die Zeit, Allg. Dt. Sonntagsblatt, Frankfurter Rundschau, FAZ, Die Welt u.a.) – zahlreiche Artikel über das SPK erschienen.

Im Vorstand der Heinrich-Heine-Stiftung sitzen 3 habilitierte Wissenschaftler, die anhand dieses umfangreichen Materials über die satzungskonforme Förderungswürdigkeit der wissenschaftlichen Arbeit des SPK entscheiden können. Es ist den Mitgliedern der Stiftung, mit denen wir gesprochen haben, bekannt, daß über 450 Patienten seit November `70 von der Universität keinen Pfennig Geld mehr bekommen haben; ebenso ist bekannt, daß die Universität den Rauswurf des SPK aus den Universitätsräumen betreibt.

Angesichts dieser Sachverhalte ist die dem SPK von Seiten der Heinrich-Heine-Stiftung zuteil gewordene Ablehnung nur ein Ausdruck der objektiven Unverwertbarkeit von selbstorganisierten Patienten für das Kapital. Die "gemeinnützige" Heinrich-Heine-Stiftung zeigt einmal mehr: "Gemeinnützig ist nur das, was dem Kapital nützt".

Überflüssig noch zu erwähnen: Die Heinrich-Heine-Stiftung untersteht formal der Aufsicht des – sattsam bekannten – Kultusministers von Baden-Württemberg, nicht etwa der Aufsicht und Kontrolle des Volkes! Gegen eine Kontrolle des Volkes – hier der Patienten – hat sich Prof. Theunissen in seinem Schreiben ausdrücklich gewandt.

Merke: "Ein scharfes Unterscheidungsmerkmal dafür, ob irgendwer (emotionell) pestkrank ist oder nicht, liegt darin, ob er die Diskussion mit Hilfe der Polizei und politischer Persekution oder mit Hilfe wissenschaftlicher Auseinandersetzung führt." (W. Reich)

16.5.1971

SOZIALISTISCHES PATIENTENKOLLEKTIV

an der Universität Heidelberg