Vier Jahre Einzelhaft, fast auf den Tag genau. Ohne all jene, die mit vereinten Kräften brav ihre direkten und indirekten Steuern zahlen – fürwahr ein Ding der Unmöglichkeit.

Es gibt also kaum Unbeteiligte.

Dies vorausgesetzt, läßt sich über die Richter richten. Sie finden, gestützt auf jahrhundertelange Erfahrung und auf Grundsätze ihrer sog. Rechtsphilosophie, daß drei Jahre Gefangenschaft genau das richtige Maß sind, um die "Persönlichkeit zu brechen". Von Einzelhaft ist dabei, wohlgemerkt, noch nicht einmal die Rede.

Aber das gute Gewissen, freischwebend über Steuerzahler und Richterstand, ist die Ärzteschaft, sämtliche Hilfsdisziplinen, namentlich jede Art Hygiene bis hin zur Parapsychologie (gibt es auch eine andere? – bekanntlich geht jede daneben) eingeschlossen.

Was für die "Allgemeinheit", d.h. eine herrschende Minderheit das gute Gewissen, nämlich nur "die Freiheit zu entziehen" (Akzent doch wohl auf entziehen?), ansonsten aber den Gefangenen "würdig und als Menschen zu behandeln" (siehe zu diesem exorbitanten Kunststück Einleitende Kommentare zur StPO usw.), die alle Schäden wo nicht abwendende, so doch reparierende Medizin, das ist in Wahrheit die über allem schwebende perfekteste Tarn- und Narrenkappe der Staatsgewalt besonders in der Krise, wenn sie über das Maß ihrer eigenen gesetzlosen Gesetze hinaus sich anschickt, jenes Reindestillat kapitalistischer Krankheit zu brechen: die Persönlichkeit, ein Konglomerat von Egoismen und Neurotizismen, Börse und Marktwert, darunter – bei genauerem Hinsehen – nichts als Symptome.

Das Veto der Ärzteschaft vorausgesetzt – laut Gesetz steht sie "im Dienst der Volksgesundheit" – gäbe es, über eine nach Wochen bis maximal Monaten hinaus bemessene sog. Untersuchungshaft keinen Tag Einzelhaft, keinerlei sog. Haftverschärfung, kurz: keinerlei Lebensentzug im Rahmen dessen, was die Ideologie des bürgerlichen Rechts als Freiheitsentzug etikettiert; denn, wie man weiß schützt die Ärzteschaft das Leben eines jeden ohne Ansehen der Persönlichkeit (inclusive Besitz, Alter, sozialer Stellung usw ... ) und zum Schutz ihres eigenen Lebens steht ihr z.B. gegen einen einzelnen Patienten im Gefängnis die Staatsgewalt in Portionen bis zu zwölf schlagkräftigen Wärtern zur Seite, wenn es darum geht, die "Volksgesundheit" in Gestalt der Sprechstunde gegen einen lästigen magenoperierten Fragesteller abzuschirmen, oder einem klinisch unauffälligen "Objekt" forensischer Begutachtung das Nervenwasser zu entziehen (vornehmer: eine diagnostische Lumbalpunktion durchzuführen).

Und sie stopfen lieber Gefangenen das Maul bis zur Vergiftung mit Neuroleptika und Psychopharmaka, statt selbst das Maul auch nur einen Spalt weit aufzureißen, wenn sie beim Blutdruckmessen serienweise präkollaptische Kreislaufsituationen feststellen, mit der andressierten Akribie einen Defekt ihrer Meßgeräte ausgeschlossen haben und am Defekt des Apparates, dessen hauptverantwortlicher Teil sie selbst sind, trotz krampfhaften Bemühens nicht mehr vorbeischielen können.

Die Hauptverantwortlichkeit der Medizin als selbstorganisierter Zwangskörperschaft des Systems in der fokussierten, alle Strukturen und Funktionen des Organismus widerstandslos – weil durch keinerlei vollzugstechnische, richterliche oder gesetzgeberische Barriere gehemmte "Staatsgewalt" – durchdringende und denaturierte Fremdbestimmung, in diesem Rahmen der Hauptverantwortlichkeit der Medizin des Kapitals müssen die vier Jahre Einzelhaft gesehen werden, samt allen sonstigen Inhalten, wie Isolationsfolter und Verschleppungen, dosierter Blendung und Vergasung (Stichwort Sicherheitszelle), ersatzlosem Entzug von allem und jedem über Monate und Jahre hinaus, worüber im folgenden zu berichten ist.

Es geht bei diesen vier Jahren nur um den winzigen Bruchteil eines weltweiten Bürgerkrieges, in dem das Kapital Medizin, zu deutsch Heilmittel und zwar entfremdetes für den Apparat, tödliches Gift für die anderen ist. Viele sind gefangen, unter welchem Vorwand auch immer, weil sie dem Kapital, als dem Heilmittel der wenigen, auf den Leim gegangen sind und immer wieder auf den Leim gehen.

Die Initiative der Medizin, aus diesem Leim herausgefallene revolutionäre Patienten mit aller Gewalt, jawohl mit aller Gewalt von Kultus bis Kugel zu leimen, geht nunmehr ins siebente Jahr, hat wieder und wieder abgedankt, ohne zurückzutreten. Wohin auch? Ihr letzter Furz heißt "Kostenexplosion des Gesundheitswesens". Und auch ihn sollen die Lohnabhängigen unter der Bestimmung Krankheit urheberrechtlich und kostenpflichtig übernehmen. Wohl im Tauschverfahren und als Trostbonbon gegen "Lebensqualität", "wachsendes Gesundheitsbewußtsein in Eigenverantwortung" und eine innerhalb von vier Jahren von 16.000 auf 20.000 heraufgeschnellte amtliche "Selbst"mordrate pro Jahr gegen weniger, dafür aber kapitalintensivere Klapsmühlentechniken bei rapide gestiegener "Nachfrage"?

Widersprüche im kulturellen Raum löst das Experiment. Es wird auf Anhieb kaum jemandem einleuchten, daß Einzelhaft auch nur das geringste mit Kultur zu tun hat. Und keiner, der gelernt hat, auch nur bis zwei zu zählen, wird glauben, daß Einzelhaft, ganz isoliert und unter Absehen von allem und jedem, bereits ein Widerspruch ist. Er wird bei Kultur – selbst auf die Gefahr hin, er hätte Freud gelesen – an etwas irgendwie Nettes, Behagliches, Aufwendiges, auf jeden Fall aber an höhere Werte denken, als an so eine abgestandene Einzelhaft die ganze Zeit. Und wer wüßte nicht, daß zum Widerspruch allermindestens zwei gehören (Momente, Seiten, Personen oder was auch immer). Und dennoch – dies lehrt besagtes Experiment zwingend und unwiderlegbar –
1. Einzelhaft ist Kultur und zwar Kultur in Reinkultur.
2. Einzelhaft ist schnurstracks und unvermittelt die urigste Art von Gemeinschaft, also Gegenteil,
macht zusammengezählt: Widerspruch.

Kernstück eines jeden halbwegs wissenschaftlich fundierten Experiments sind die Bedingungen. Wenn alle erfüllt sind, klappts immer. Das stets richtige Resultat bei all diesem Klappen kann allerdings nur der erwarten, der alle zufälligen Bedingungen, die ansonsten das Ergebnis verändern oder gar verfälschen würden, sorgsam eliminiert hat. Letzteres ist im Falle der Einzelhaft einfacher als man denkt.

Nicht nur deshalb, weil sie u.a. dazu da ist, Denken in Dankbarkeit zu verwandeln, was obendrein wo nicht falsch, so doch wohl Nebensache, Psychologie ist. Vielmehr ist Einzelhaft sich selbst bedingendes Ding, mit anderen Worten und wie eingangs angedeutet und hier, wo wir uns vorgenommen haben, von allen Umständen, also auch medizinischen und juristischen abzusehen, näher zu präzisieren als Ding der Unmöglichkeit; dies unter allen Umständen, was, nachdem sie unzweifelhaft stattfindet und urständet, nichts anderes sein und heißen kann, als Verwirklichung des Unmöglichen. Nach vier Jahren Dauer ist auf jede "Erleichterung" im diese Ausführungen betreffenden Einzelfall sowieso mit Verlaub geschissen. Es geht um Begriff, Verantwortlichkeit und ersatzlose Liquidierung dieser Einrichtung. Der Rest ist Komplizenschaft.

Das Theorem (unbewiesener, aber durch Erfahrung fundierter Schluß), wonach normalerweise es immer nur das Unmögliche ist, das verwirklicht wird, stammt aus der Krankheitsmetaphysik (Pathosophie). Damit ist noch nichts bewiesen, aber die Behauptung, wonach Einzelhaft mit Kultur zusammenhänge, gewinnt, gerade wegen der expliziten Unmöglichkeit, an Boden und Wahrscheinlichkeit.

Folgt man der Empfehlung, Kultur als Reflex der Basis aufzufassen, so wird Einzelhaft zum Modellfall von Kultur überhaupt: ihre Wurzeln sind Vertrag und Verarztung, mit einem Wort: Archiatrie. Und um im Bild zu bleiben, ist das Ganze eine submarine Sumpfpflanze, in ihre Basis, ihren Nährboden eingehüllt, in der Verdingung im Lohn-Strafverhältnis sich über Krankheit als sich selbst bedingendes, um nicht zu sagen Überding, – die Einzelhaft nämlich – mit gleichem vermittelnd. So ist Einzelhaft schnurstracks und alle metaphysischen schlechten Mitten, Schliche und Vermittlungen negierende Gemeinschaft, Kultur in Reinkultur, urigste Gemeinschaft aus dem gemeinsamen Geist von Gewalt und Archiatrie, kunstreiche Reproduktion des Außen samt Vorher und Nachher in Abbreviatur.

Wer diese Zusammenhänge auch nur halbwegs ahnt, dem Apparat aber Unterschriften leistet, Wunsch- und Rapportzettel ausfüllt, hochachtungsvoll Anträge stellt, amtliches Schriftzeug annimmt, womöglich noch beantwortet, statt es unbesehen sofort zu zerreißen und vor die Tür zu werfen oder wenigstens zurückzuadressieren, wenn irgend Gelegenheit ist, vor allem aber aus der Einzelhaft heraus Objekt eines Arzt- Patientverhältnisses sein möchte, der kann sich auch gleich der Anatomie zwecks Vivisektion vermachen. Dies umso mehr, als er heutzutage dank Anaesthesie darauf bauen kann, daß er vor Schmerzen, Zweifeln, Funktions- und anderen Ausfällen dort jedenfalls sicherer ist, als in den Schind-, Schand- und Schundlaboratorien ärztlich etablierter Gewalt, egal hinter welcher und hinter wessen Maske sie sonst steckt.

Auf jeden Fall aber definiert, decouvriert sich diese Gewalt, rückt man ihr in der beschriebenen Experimentalsituation lange und hartnäckig genug zu Leibe, als Gemeinschaft, als Quintessenz der Kultur. In Schreiben an Anwälte wird der Apparat nicht müde, sich selbst im Verhältnis zum Betroffenen als Gemeinschaft zu charakterisieren, aus der sich der Gefangene ausschließe, den der Apparat in Einzelhaft hält: In der Tat schnurstracks Gemeinschaft in Reinkultur, die Einzelhaft! Keine "Grauzone in unserem Rechtsstaat". Dann schon eher, in Anlehnung an Goethe, "höhere Kultur in der Kultur".

Schon das Etikett Einzelhaft ist verräterisch genug. Haft ist Beziehung, Verhältnis, Vertrag, also eben nicht Sache des Einzelnen, soweit er ungebrochen Subjekt des Bruchs bleibt. Sondern Sache derer, die materiell und ideologisch am Fortbestehen dieser Einrichtung mitwirken, und der Einzelne, prototypisch derjenige, der in Einzelhaft ist, objektiv Ding, fensterlose Monade, ist durch eben dieses Merkmal der Verdinglichung, sogar einzig dadurch, von nichts und niemandem getrennt. Er kann sich folglich gegen das, was sich als "Gemeinschaft" aufdrängt, durch und durch geht, muß das heißen, auf Dauer nur durch äußerst negativistisches Verhalten abgrenzen, negativistischer als "schizophren" sozusagen, weil selektiv negativistisch. Kontakte zu Mitgefangenen, soweit von dergleichen überhaupt die Rede sein kann (dank der "Gemeinschaft"), nämlich wertet und sanktioniert der Apparat als "Ausschluß aus der Gemeinschaft", auch zwischen politisch Unverdächtigen, andernfalls natürlich ausdrücklich als "Konspiration" und versucht diesen Zusammenhang mit allen Mitteln und Schikanen zu zerschlagen. Gut Freund mit jedem Gefangenen zu sein, ist, im Interesse dieses experimentellen Negativismus, aus der Perspektive der Einzelhaft also mindestens so wichtig, als aktiver Boykott und Sabotage jeder Art des sich Vertragens und der Verarztung.

Allein schon die Unterschrift nach "Eröffnung des Haftbefehls" bedeutet nicht einfach: gehört, vernommen, verstanden zu haben, ist vielmehr gleichbedeutend mit Höriger sein, mit denen gehören, Verschleppung, Ausplünderung, Abfütterung, Einzel dies und alles, Entzug dieses und jenes; das folgt, das können sie ganz ohne Unterschrift, stellen sie sogar unbefangen unter Beweis ("ja, ja, so ist das eben, diese Gesellschaft ist repressiv!" Wörtliches Zitat eines Bullen bei der Zwangsverschleppung unter passivem Widerstand – Vorwand Zeugenvernehmung im Sommer '72 – auf dem Fußboden im Knast Rastatt an Armen und Beinen über die Flure geschleift).

Analog die Verarztung. Auch sie wird ganz auf der Basis Gewalt auf der einen, Ding auf der anderen Seite, durchgeführt. D.h. die Rolle Gefangener im Verhältnis zum Gesetz, das beispielsweise während der "Untersuchungshaft" das Recht auf freie Arztwahl, also wenn einer Arzt ist, Selbstbehandlung einräumt, desgleichen das Arzt-Patientverhältnis – auf all das braucht ein durch Einzelhaft Gebrandmarkter erst gar nicht zu reflektieren. Zum Eigengebrauch (ad.us.prop.) ausgestellte Privatrezepte werden ganz einfach kommentar- und ersatzlos vernichtet (Sept. '72), dafür aber wird – selbstverständlich ohne alle äußere Inspektion, geschweige denn Untersuchung – auf Denunziation hin ein "Zwangseinzelbad" verfügt. Ja, wirklich, Einzelhaft ist Kultur in Reinkultur und urigste Gemeinschaft, da man stets von Archiatrie umlauert ist (amtlich: "Wir tun auf ärztlichem Sektor, was immer wir können", wie wahr, wie bescheiden!). Und es kann nur richtig sein, diese "Gemeinschaft" wo immer möglich, aus ihrer Latenz zu locken, aber nie über Klingelknöpfe, Verbalkontakte, Zettelchenwährung (Widersprüche im kulturellen Raum löst das Experiment). Wie anders sollte man in der Einzelhaft "bewußtseinsklar, zu Raum, Zeit, Person, voll orientiert bleiben", wie es jeder psychiatrisch unauffällige Status postuliert?

Man hat Einzelhaft mit Quarantäne verglichen. Aber in der Einzelhaft bricht Quarantäne als endemische Seuche aus und zwar erklärtermaßen erst dann, wenn die Medizin gezwungen ist, in ein virulentes Stadium einzutreten, unter anderem, weil die bis dahin über erst zweieinhalb Jahre praktizierte Einzelhaft aus dem Betroffenen noch immer keinen klinisch faßbaren Fall gemacht hat. So brachte ein Knastarzt namens Pfahler im Januar '74 die Früchte für den bewußt eingesetzten Negativismus des Betroffenen dadurch ein, daß er das seuchenhygienisch negative Ergebnis von zweieinhalb Jahren, na sagen wir mal Kryptoquarantäne strategisch ignorierte und hinter starkem Polizeischutz von vor der Zellentür aus verfügte, daß ab sofort hier Quarantäne stattfinde. Die Tür grundsätzlich verschlossen, Abfütterung durch die Futterklappe an der Tür, extra kleines Geschirr, damit es auch durch die Klappe hindurchgeht, keinerlei Bücher, Zeitschriften und dergleichen aus dem Leihverkehr usw. Daraus wurden dann drei Monate Quarantäne – und was für eine: Abfälle, Wäsche wie sonstige Kleidung von denselben Personen abtransportiert, mit bloßen Händen angefaßt, kontrolliert, und weiterverwertet bzw. weitergebracht und abgegeben, von denen also, die für alle Gefangenen im weiten Umkreis Essen anrichten und ausgeben.

Experimentelles Ergebnis: die "Gemeinschaft" ist, wo immer sie wirkt, ein total beknackter Apparat, ihre Kultur so rein, wie kapitalistisch korrupt; der zu lösende Widerspruch als Einzelhaft nur das proton pseudos, ein Stück harter Kern im faulenden Mist.

Nachzutragen ist, daß der Bruch mit Vertrag und Verarztung, mit der Archiatrie in Gestalt der Psychiatrie greifbare Ergebnisse in Form einiger Dokumente hinterlassen hat, auszugsweise nachzulesen im Kursbuch 32, aus denen hervorgeht, daß diese tragende Säule kapitalistischer Kultur im Einzelfall diese Folterpolitik in Zusammenarbeit mit Spitzenkriminalern des Justizministeriums in die Wege geleitet hat. Das zu diesem Behufe gleich noch nachgeschobene freundliche Angebot einer Gummizelle der Klapsmühle Emmendingen ist lediglich am Karriereinteresse eines Sonderrichters für Staatsschutz gescheitert.

Was diese Einzelhaft eindeutig als kriminelle Justiz charakterisiert, ist einmal die Tatsache, daß sie mit der Dauer von vier Jahren gesetzlich zulässige Höchstgrenze von drei Jahren, also ein Gesetz gebrochen hat. Bekanntlich fällt die Unterscheidung hinsichtlich Verbrechen oder Vergehen mit der Entscheidung zusammen, ob "das Delikt" mit unter oder über einem Jahr "bedroht" ist, also weder Versehen noch Vergehen, sondern Verbrechen und folglich verbrecherische Justiz, das Wesen als Erscheinung.

Um ein "Versehen" kann es sich allein schon deshalb nie gehandelt haben, weil seit Erreichen der Höchstgrenze andere Gefangene wiederholt Anträge auf wenigstens stundenweise Zusammenschluß zwecks Nachhilfeunterricht und dergleichen mehr gestellt haben, mit immer gleichem negativem Ergebnis, wobei sich stets, und zwar in Bruchsal nicht anders als in Ludwigsburg – und dies ist wichtig – auf eine Entscheidung des Justizministeriums berufen wurde, die nie einer gesehen hat. (Kommt hinzu, daß die Einzelhaft seit Dezember '74 sogar in einer extra "Sicherheitszelle" praktiziert wird. Mehr als einer ist aber, wie gesagt, zuviel für die "Gemeinschaft".) Dieser Umstand kennzeichnet diese Justiz zudem als politische. Ihre Kriminalität ist politisches Verbrechen; nachdem das Merkmal Einzelhaft die einzige Konstante, den Orgelpunkt in einer vielstimmigen Fuge von Fluchtbewegungen im Konzert der Gerechten vom Dienst darstellte, vom Wärter bis zum Verfassungs(hin)richter, könnte das Ganze genausogut in einem etwas größeren Klo einer Kaserne, einer Klapsmühle oder eines Klosters abgelaufen sein. Soviel zum Atmosphärischen. Der Rest, d.h. die Realität, zu deutsch: "das ganze Sach" ist eine Mischung aus Etikettenschwindel, Heimtücke und verkrüppeltem Folterhandwerk zu jeweils wechselnden bzw. verschiedenen Anteilen. Dazu was Frisches (taufrisch seit 3.12.74):

Die Sicherheitszelle:

ca. 5 x 3 x 3 Schritt. Zu erreichen über schmalen Steg, ca. 1m breit, Eisengeländer, dahinter Sprungnetze.

Die Tür: außen Holz, Schloß, Sicherheitsschloß, Riegel, Riegel (beim Schließen: Knnnack, knack-knack – rratsch, ratsch). Innen Stahl, beschlagen mit Arabesken aus nuß- und haselnußgroßen Nietenköpfen. Und die Scharniere elephantastisch. Im mittleren, oberen Teil der Tür eine Delle: ca. 10 x 10 cm. In deren Mitte ein Loch: ca. 1,5 cm: der Glasspion. Dessen Außenklappe jedoch zugeschweißt. Ei, warum das, schämen die sich etwa? Aber nicht doch: der Spion könnte ja von innen gewaltsam zerstört, das Glas herausgedrückt werden, auf diese Weise ein Loch im System entstehen, "unerlaubte Kontakte" aufgenommen werden. Folglich gibt es noch einen echten Spion. Man findet ihn schräg oberhalb des genannten, winzig, leicht zu übersehen, aber ohne Spezialgerät kaum zu knacken. Selbst für "unerlaubte Kontakte" wäre er kaum zu brechen.

Das "Fenster":

Angebracht in ca. 1,80 m Höhe, ca. 1 x 1m, Flügel weit bis zum Anschlag zu öffnen. Nützt aber nichts, kaputtschlagen ebensowenig. Das ganze Ding ist eine Attrappe. Dahinter nämlich:

  1. Maschendrahtgeflecht (durchgängig für einen mittelgradig mageren Mittelfinger)
  2. Stahlgitter
  3. Noch ein Stahlgitter, gegen 2. in der Horizontalen leicht versetzt
  4. ca. 30 cm Totraum
  5. Mattglasscheibe (Plexiglas mit eingeschmolzenem Fliegendrahtgitter). Überragt die lichte Weite der Gesamtöffnung allseitig um ca. 20 cm.

Dahinter müssen dann irgendwo Frischluft (angereichert mit Kathreinerdüften, Fabrikschlot in ca. 200 m Luftlinie), Licht, Erde und dergleichen beginnen.

Vor Frischluft schützt die Sicherheitszelle nur an besonders stürmischen Tagen "unzureichend". Dann kommt da dicht unter der gewölbten Zellendecke in Fensternähe was in Bewegung. Aber insgesamt bleibt, dank der größeren Dichte und Schwere von Stickstoff, Stickoxyden, CO, Kohlendioxyden nebst mancherlei "Edelgasen" der unspezifische weit streuende Gaskammereffekt gewahrt: der Mikrostoffwechsel und die Fermentaktivitäten sämtlicher Zellen in der Sicherheitszelle würden das in vitro (Warburgapparat z.B.) noch und noch bestätigen. Da wäre glatt ein Dynamitpreis fällig, falls nicht.

Licht gibts aus der Kunststoffröhre ("Radon und Krypton"), nur zwei Prozent der Gesamtenergie ist bei diesem Verfahren sichtbares Licht. Der Rest geht bekanntlich ins Auge. Und das meiste davon, das bleibt da nicht: als mehr oder weniger harmloser Hautkrebs und als Opticusatrophie (geschrumpfter Sehnerv) feiere es nach Jahr und Tag und zur besonderen Freude von Radiologen und Ophtalmologen Auferstehung, meint die Wissenschaft (erste diesbezügliche Sehstörungen innerhalb von Wochen, Maximum und Stadium der allmählichen Erblindung so ab vier Jahre. Dies der Standard).

Ähnlich beknackt wie beim Spion ist das mit dem Schalter. Der an der Röhre ist im Effekt bloß zum Abschalten. Der jenseits der Sicherheitstür ist der Anschalter vom Ab- und Anschalter innen. Schaltet man an, dann ist es aus, ist aber an, dann wird draus aus. Alles was man liest oder schreibt wird dann zu Kreuzworträtseln in Permanenz.

Alles andere in der Sicherheitszelle z. B. was man braucht, um sich, na sagen wir mal, ins Ziel zu lenken – nicht jeder hält Ablenkung für zulässige Komplizenschaft – fällt unter die universale Sicherheitsfreiheit, jederzeit entzogen zu werden, braucht also erst gar nicht bezogen zu werden; was es sonst noch gibt – WC, Spülbecken usw. siehe unter "Edelgase".

Allzeit sicher in der Sicherheitszelle ist nur die Lebensbasis als Gas- und Blendkammer. Von hier aus kann, wer will, die Karriere zum Prothesengott einschlagen: Brille, Gebiß, Toupet, Katheter, Bypass... für alles ist irgendwie gesorgt im sozialen Wohl- und Rechtsfahrtstaat. Der Arzt vom Dienst ("Sie müssen wissen, ich tue das alles nur aus Idealismus") würde da, besonders unter "Kollegen", seinem Herzen jeden nur möglichen Stoß geben – soweit der nicht seine "Gesundheit" tangiert, versteht sich – und beide Augen zudrücken, wofür ihn die "Gemeinschaft" ja schließlich sowieso aushält.

Die Erde und die Luft im Hof, das sind dann bereits "Vergünstigungen". Der Hof ist, das muß man wissen, der "Gemeinschaft" ihr Hof, Gemeinschaftshof. Nicht, daß man dafür schon einen Bezugsschein braucht, einen sogen. Wunsch- oder Rapportzettel. Eher umgekehrt. Wer sich nicht von vorneherein darauf einstellt, die "Gemeinschaft" auch auf diesem Sektor so ausgiebig als irgend möglich zu schneiden, d.h. ihr die Sicherheit von Gas- und Blendkammer rund um die Uhr und wochenlang nonstop vorzuziehen, dem tapezieren die Wärter so in knapp vierteljährlichem Abstand die Zellentür von außen mit ihrem Plakatvorrat aus Riesenlettern auf rotem Grund. Und darauf steht: Entzug aller Vergünstigungen. Das bleibt dann erfahrungsgemäß immer so ziemlich auf den Tag genau vier Wochen lang so. Auch hinterher sind dann nicht etwa plötzlich "Vergünstigungen" da. I wo: nur die schönen Plakate kommen weg.

Das mit den Plakaten ist natürlich verboten, von wegen Diskriminierung und so. In Sachen Hofgang gibt es sogar eine Vorschrift, daß der "Pflicht des Gefangenen im Interesse seiner Gesundheit ist", oder so ähnlich. Und diese Vorschrift soll, habe ich mir sagen lassen, sogar ab und an mal zum Zug gekommen sein. Dann nämlich, wenn der Wärterboß (Anstaltsleiter) einem der vielen, die noch mit ihm rapportieren, gesagt hat: "Sie bleiben auf der Zelle" und derjenige antwortete: "Dann melde ich mich krank". Wenn in einem solchen Fall der Arzt (Archiater) nicht per Fern- und Blickdiagnose bereit war, ausreichende "Gesundheit" fürs Zellenbleiben zu attestieren – seinem Herzen besagten Stoß gab, wofür er ja usw. – dann mußte sogar der Wärterboß zurückstecken und einvernehmlich den angeblich weit bekömmlicheren Einzelhof, ebenfalls der "Gemeinschaft" ihrer, – versteht sich – konzedieren. Das Veto der Ärzteschaft vorausgesetzt usw. s.o.

Schon etwas komplizierter ist das mit dem wöchentlichen Fernsehen. Gibt es ebenfalls ohne Bezugsschein (das letzte, was es außer dem Hof noch ohne gibt, und überhaupt), sind aber nur Gefangene dabei. Also keine Vergünstigung, was Sicheres, wo man hingehen kann, auch wenn der Glotzkasten fünf Stunden lang ununterbrochen dröhnt und der einzige in der fünfzehn-Mann-auf-einem-Haufen-Runde ist, der nicht irgendwann explodiert? Irrtum: es genügt, daß ein Gefangener dem Wärterkapo (Bauverwalter) sagt, auch ich wolle zum Fernsehen. "Ausgeschlossen, der Beschluß vom Anstaltsleiter muß schon da sein!" So geschehen am 10. 7. "Beschluß vom Anstaltsleiter?" Fehlt bis heute unentschuldigt. Es ist aber sicher, daß er um diesen "Beschluß" nicht lange verlegen sein brauchte, käme es drauf an. Es handelt sich nämlich um denselben Wärterkapo (Schweizerhof?), der dafür sorgt, daß der "schriftliche Verkehr" mit dem Verteidiger seit Mai '75 in den Rang einer Vergünstigung gehoben ist, die er aktiv und total sperrt. Und mit dem diesbezüglichen "Beschluß des Anstaltsleiters" war er verdächtig langsam bei der Hand. Es ist derselbe Wärterkapo, wenn mich nicht alles täuscht (ist aber prinzipiell nachprüfbar), der, damals noch Stellvertreter, mich zwecks Verschleppung aus Bruchsal am 3.12.74 dort übernahm, mir die Promotion entzog,

(zu Bruchsaler Wärtern mit Blick auf das Äußere der Zellentür: "Was les' ich da, Doktor, gibts denn sowas, das muß aufhöre!" – zivilrechtlich ist der Titel genauso Bestandteil des Namens, wie der Vorname. Strafrechtlich also doppelt! (Wiedereingliederung!!) Weil sie die revolutionäre Identität nicht schaffen, versuchen sie's mit der bürgerlichen; 15 Jahre zu spät.),

damit schaffte, woran Sondergericht, Universität und Ärztekammer wohl endgültig gescheitert sind, nachdem die Illegalität meiner Entlassung aus Universität und Beamtenverhältnis mittlerweile durch Urteil bestätigt ist, den Vornamen gleich mitkassierte – an jeder anderen Zellentür steht mindestens Vor- und Familienname – ein Unterschied übrigens, auf den mich andere Gefangene aufmerksam machten, den ich allerdings nicht übersehen konnte, nachdem immer mal wieder Post an Gefangene gleichen Namens bei mir landete, der darüberhinaus ein Telephongespräch mit dem Verteidiger bis heute sabotiert hat, Postsendungen von Büchern in bezugsscheinpflichtige Vergünstigungen verwandelt hat und dafür sorgte, daß ich diese Sicherheitszelle mit sonst nichts bezog, als dem, was ich auf dem Leibe trug. Wobei es dann auch geblieben ist, so und anders geblieben wäre, auch mit ausgefüllten Rapportzettel – bei der bullenmäßigen Raubmentalität! Nach dem letzten Verteidigerbesuch war er es, der mich vor der Zellentür abfing: "Wir müssen – vom Vorstand! – eine Leibesvisitation machen." Und als seine Hoffnung, ich würde dabei helfen, sich so gar nicht bestätigte: "Sie sind doch auch ein Mensch."

Ein bißchen viel Machtvollkommenheit für einen einzigen schäbigen Polizeidiener? Gemach, gemach! Der wird wohl vom Justizministerium geschmiert sein (übrigens war jede Verschleppung bisher flankiert durch persönliche Anwesenheit von LKA-Bullen; nur diese letzte nicht oder vielmehr doch, nämlich besser getarnt). Hat doch sein Vorstand längst schriftlich bestätigt, daß er einerseits nur den Papierkram macht, alles andere in meinem Fall aber vom JuMi, im Klartext, von den Bullen des LKA ausgeht, denselben, die in Verbindung mit Universitäts- und Fachmedizin in den frühen Siebzigern den Schwindel, der inzwischen gelaufen ist und noch läuft, ausgehandelt haben. Systematisierter Wahnsinn meinerseits? Wer das meint, der lese in Akten der Bullen, insbesondere auch der weißbekittelten von anno dazumal die Einzelheiten nach. Die Auflage, seinerseits erst mal 6 Jahre lang Psychiatrie und Neurologie aus dem Effeff heraus beherrschen zu lernen, die will ich ihm noch nicht mal zumuten.

Unter psychopathologischem Aspekt findet hier weder eine "Umphysiognomierung" noch "Gedankenentzug", kein "Trema", keine "Wahnwahrnehmung" noch "Wahneinfall", noch "Oneiroid", keine "vitale Hemmung" und schon gar keine besondere Anfälligkeit für "Fernsteuerung und Fremdbestimmung" statt. Wäre letzteres der Fall, dann würde ich brav, "Beeinflussungsideen" und "imperativen Stimmen" folgend mit dem Apparat kommunizieren, in Form von Zellenarbeit kollaborieren, Briefe und Besuche zensieren lassen usw. denn: "Durch seine Teilnahme am Arbeitsbetrieb und durch seine Einfügung in die "Gemeinschaft" bestätigt der Gefangene, daß er sein Urteil angenommen hat, den Weg der Sühne eingeschlagen hat, und das der Gesellschaft zugefügte Unrecht wiedergutmachen möchte" (Verlautbarung des sog. Justizministers, persönlich über den Rundfunk nach Regierungsantritt der CDU '72).

Was ist vorausgegangen?:

15 Monate Isolationsfolter Rastatt (Sichtblende, Glasbausteine, Stahltür mit Gummidichtung, also akustisch und optisch sensorische Deprivation, Juli '71 bis Nov. '72 – gemessen an derjenigen etwa in nordirischen Gefängnissen, wo die Dauer einer Phase 90 Tage nie überschreitet: perexcessiv). Nur aus Gründen der Prozeßkosmetik von der Staatsschutzkammer aufgehoben. So geblieben bis März '73, "natürlich" bei Fortbestehen der Einzelhaft.

Dann alles widerrufen durch Sonderrichter: Sonderhof (Stammheim bis Jan. '74: Hofgang auf dem Zementdachkäfig, allein oder mit zwei bis drei "ausgewählten" Gefangenen, jedoch keine gezielte sensorische Deprivation, trotz Fliegengitter, dafür erste Kontroll- und Ausplünderungsschikanen und Sabotage der Telephongespräche mit RA's – also Stammheim deutlich abgrenzbar gegenüber Rastatt, obgleich dem Aussehen nach die gleiche U-Haft).

Hungerstreiks:
Rastatt Juni bis Nov. '72: erst 12 Tage kontinuierlich, dann mit Unterbrechungen von 2–3 Tagen jeweils.
Stammheim 49 Tage en bloc. (keinerlei ärztliche Interventionen jeweils).

Zensurboykott seit Nov. '73 (keinerlei Besuche und Briefe seither).

Sog. Strafhaft seit Dez. '73 (d.h. immer dasselbe, plus verstärkten Kontrollen, Art paradoxe U-Haft).

Bruchsal (Jan. '74): 3 Monate Isolationsfolter (c.f. "Quarantäne"), dabei und z.B. bei Anwaltsbesuchen anschließend praktisch bei jedem Schritt vor die Tür Leibesvisitation (u.a. auf den Boden gelegt, zwecks Kontrolle des Schuhinhalts).

Ersatzlose Ausplünderung bis auf Waschzeug, Briefmarken, ein Kuli und 50 Bogen Schreibpapier, also noch Unterschied gegenüber der ersatzlosen Totalausplünderung in Ludwigsburg (Schreibmaschine, Bücher, Rauchwaren und alle möglichen Utensilien weg und Transistor in betriebsunfähigem Zustand bei Weiterbezahlung der Rundfunkgebühr). Nichtaushändigen von Büchern, mit Ausnahme derer, die als Briefpost kommen.

Seit Jan. '74 Einkaufssperre (angeblich wegen Verweigerung der Zwangsarbeit, jedoch bei Arbeitslosigkeit – allgemein im Knast – keine Änderung, also Erpressung), von 9 Paketen zu Festtagen, wie sie jeder erhält, eins durch direkte Übergabe (Mutter) bekommen. Alle anderen zurück an Absender mit Vermerk: "Annahme verweigert"! Statt "Unterschrift verweigert" (Andere Postsendungen gehen ja auch ohne Unterschrift.) Mindestens 2 Pakete "verlorengegangen", eins davon trug meinen Absender, hätte folglich erst recht ohne Unterschrift ausgehändigt werden müssen.

Zwangsverschleppungen: Knast Heidelberg, Knast Karlsruhe – Rastatt. Rastatt – Karlsruhe, Karlsruhe – Rastatt. Rastatt – Karlsruhe – Rastatt – Stammheim – Bruchsal – Ludwigsburg. Zwangsverschleppung knastintern: Stammheim einmal, Bruchsal einmal. Sog. Hausstrafen: Ludwigsburg 4 Wochen, "Besuchssperre wegen Bespuckens" von Bullen (Zensurboykott!).

Zweimal je 4 Wochen Isolationsfolter – zuletzt zu Pfingsten (Anlaß Vorwand, siehe frühere Notiz).

Für den kolonialen Bereich hat der Psychiater Franz Fanon ("Die Verdammten dieser Erde") analysiert, wer "ohne jede Vermittlung, durch direktes und ständiges Eingreifen den Kontakt zum Kolonisierten aufrechterhält": "Der Agent (gemeint Gendarm und Soldat) erleichtert nicht die Unterdrückung und verschleiert nicht die Herrschaft. Er stellt sie zur Schau, er manifestiert sie mit dem guten Gewissen der Ordnungskräfte. Der Agent trägt die Gewalt in die Häuser und Gehirne der Kolonisierten."

Hätte Fanon die Verhältnisse in den Metropolen analysiert, dann wäre er schwerlich darum herumgekommen, den Arzt als Träger der ständig und ohne Vermittlung in Häuser und Hirne eindringenden, als gutes Gewissen der Ordnungskräfte unverschämt zur Schau gestellten Gewalt ganz pointiert (zugespitzt) hervorzuheben, den Arzt noch vor und über Gendarm und Soldat zu stellen.

So aber bleibt seine Beobachtung, daß das Volk in der ersten Phase des Aufstands sehr viele Ärzte nur deshalb nicht gleich mit "totschlägt", weil sie immer über Land sind, wenn man sie gerade mal wirklich braucht, beiläufig, Aperçu.

Dem Metropolen - Mediziner Gaglio ("Medizin und Profit") ist jedenfalls aufgefallen, daß Medizin, gleichgültig, ob sie eingesetzt wird oder nicht, ihrer Wirkung nach entfesselte, unter die Haut gehende, unmittelbare und eben durch diese Merkmale einzigartige Gewalt im System kapitalistisch strukturierter Gewalt ist, eine Qualität, die sie zugleich in den strategischen Brennpunkt revolutionärer Prozesse hebt.

Dem wäre hinzuzufügen, daß letzteres nur dann der Fall ist, wenn diese Archiatrie (Verarzterei) aus der permanenten Offensive heraus in die Verteidigung gezwungen wird.
 

W. Huber, Ludwigsburg, 1975
 
Aus: SPK - Dokumentation IV
 
 
Mitteilungen zum Hungerstreik vom 6.11.1975 aus der Patientenfront
 
Radio Dreyeckland - Explosive Mischung
 
Warum keine ärztliche Untersuchung
 
Warum keine Unterschriften
 
Stahlbeton als Folterwerkzeug
 
Macht, Iatrarchie / Krankheit, Gewalt
 
Die Iatrokratie im Weltmaßstab