Notizen zur Frage, wie gehen wir von SPK/PF(H) mit Symptomen um?

 

  1. Fragen Sie, weil Sie selbst etwas tun wollen, weil Sie die Grundentscheidung ohne Ärzte und gegen Ärzte schon getroffen haben?

  2. Seit SPK ist Therapie ersetzt durch Agitation. Es geht um die Dialektik von revolutionärem und reaktionärem Moment in allem und jedem. Alles als Symptom aufgreifen, Krankheit auf alles anwenden. Daraus befreiende Aktivitäten entwickeln.

  3. Wenn Krankheit erfüllter Mangel ist (Dialektik von Mangel als Ausgangsverhältnis Bedürfnis als Negation des Mangels und Krankheit als Negation der Negation: sowohl das Bedürfnis als auch der Mangel sind verschwunden und aufgehoben in der Krankheit, Beispiel: in der Hungerkrankheit hat man keinen Hunger mehr, sind Verhältnisse vorweggenommen, in denen es keinen Hunger mehr gibt), wenn also Krankheit erfüllter Mangel ist, dann kann es nicht darum gehen, das Symptom wegzuschaffen, sondern nur darum, die im Symptom gefesselte und an den Einzelnen gekettete Krankheit zu befreien. Alles ist Symptom, alles als Symptom aufgreifen, also aktiv und produktiv das verwirklichen, was in der Krankheit (Beispiel Hungerkrankheit) in entfremdeter Form schon vorweggenommene Zukunft ist.

  4. Wir fassen auch Sprache als Symptom auf. Alles ist signifiziert, bedeutet, verhext. Es ist nicht das, als was es auf den ersten Blick erscheint. Jede und jeder ist erst mal gefangen, ist Objekt dieser fremdbestimmten Bedeutungen. Die Befreiung besteht darin, diese Signifikanten zu knacken, sich aus den Signifikantenketten zu befreien. Ist das ein Kampf um Symbole? Sind das „bloß“ Worte? Siehe: KRANKHEIT, DIE GANZHEIT MIT ZUKUNFT-Buch: „Sagen Sie ,Kanake‘ zu einem Neger… und überlegen Sie, was passiert ist, wenn Sie in der Chirurgie wieder aufwachen.“
    Wir haben für die reale Unterdrückung, welche aus diesen Signifikanten resultiert, Ausdrücke geprägt wie: Hirnimperialismus, Iatrarchie (vgl. SPK Dokumentation IV, S. 101ff).

  5. Sogar wenn jemand noch beim Arzt ist, mischen wir uns da ein: Patientenkontrolle.

  6. Woher kommt die Angst vor Krankheit? Krankheit ist von den Ärzten okkupiert und verteufelt worden. Außerdem werden die Kranken von den Ärzten weggesperrt. Deshalb erscheint Krankheit als fremd und bedrohlich.

  7. Was man von Krankheit „weiß“, ist ärztlich bedeutet. Iatro-Imperialismus: Der Kolonialismus bezogen auf die Länder ist übergegangen in einen Kolonialismus bezogen auf Körper, Gefühle und Bewusstsein eines jeden. Beispiel: Billroth II (=„der Magen von Zimmer 145“ usw.)

  8. Mit Symptomen zum Arzt gehen? Die Ärzte wissen nichts über Krankheit, können nichts machen. Die wiederkehrenden Seuchen, die Unwirksamkeit der entsprechenden Medikamente dagegen etc., das alles sind nur hinweisgebende Beispiele. Es gibt keine Heilung, kein Heil. „Heilung“ bedeutet, dass die Therapierten befähigt werden, die zur Krankheit geronnene Ausbeutung und Unterdrückung wieder auf andere abzuwälzen.

  9. Wenn ein Arzt oder sonstwer etwas als Symptom bezeichnet und dann nach „der Krankheit“ im Vereinzelten sucht, ist das Fehlanzeige. Wenn einer nach Hause kommt und ist auf der Straße nass geworden, dann heißt es: du bist wohl in den Regen gekommen, und es wird nicht an dem Einzelnen gesucht, ob der irgendwo ein Leck in der Haut hat und der Saft rausfließt. Also Symptom verweist auf anderes. Die Gesellschaft hat es gemacht, der Einzelne hat es auszubaden und weiß nicht mal, dass er was abgekriegt hat von außen. Er meint sogar noch, er wäre selber schuld. Entfremdung sagt man dazu, Vernebelung. Es ist gerade der gesellschaftliche Zusammenhang, der es möglich macht, dass jemand, der unter Leuten ist, meinen kann, er wäre an irgend etwas selber schuld oder selber die alleinige Ursache von irgend etwas. Es sagt etwas über eine Gesellschaft aus, wenn deren Mitglieder meinen, irgend etwas hätte nichts mit der Gesellschaft zu tun.

  10. Das, was man Symptom nennt, ist nicht Einzelschicksal, sondern immer Klassenschicksal bzw. Gattungsschicksal, wenn überhaupt „Schicksal“.

  11. Es ist zu fragen: Wieso geht auch nur noch ein Einziger zum Arzt und bleibt nicht unter seinen Mitpatienten?

  12. Wenn Ärzte von Symptomen reden, dann im Zusammenhang mit medizinischen Diagnosen, und zwar zu dem Zweck, dass die vorhandenen Techniken, Apparaturen und Mittel in Gang gesetzt werden, um Krankheit in   Kapital zu verwandeln, sonst nichts.
    Beispiel Herzinfarkt. Die entsprechende ärztliche Vorstellung: eine Ader ist verstopft. Folgt: Bypass-Operation, Implantation eines Herzschrittmachers, Herzkranzgefäße erweitern oder dergleichen. Es ist längst bekannt, dass es das nicht gibt, den Aderverschluss als Ursache des Herzinfarkts. Falsch und plump-mechanisch ist auch die Vorstellung, das Herz sei eine Pumpe, die das Blut im Körper umherpumpt. Da stimmt noch eher das Märchen vom Klapperstorch, der die Kinder bringt. Diese falschen Vorstellungen erlauben es jedoch den Ärzten, ihre vorhandenen Techniken und Apparate einzusetzen.
    Es geht uns nicht um Medizinkritik, da gibt es nichts zu kritisieren, die Medizin ist prima, so prima wie sie hier und heute nur sein kann. Sie passt genau zu diesen Verhältnissen. Da gibt es nichts zu kritisieren. Da gibt es nur eins: sie muss weg, total.

 

Aus: Utopathie vorweg a) Zukunftsmusik b) Gattungsgegenwart

SPK/PF(H), 01.09.2021